Angenommen, die Eltern wollen unbedingt Steuern sparen, aber die Kinder halten das nicht für das entscheidende Ziel einer Nachfolgeplanung – wie kann dann eine Lösung aussehen?
Eines ist ganz klar: Je größer das Vermögen ist, umso höher ist in der Regel auch die Steuerlast. Folgerichtig spielt die Steueroptimierung in der Nachfolgeplanung eine bedeutende Rolle. Aber für die älteren, oft aufwändigen Konstruktionen musste man die physische und psychische Konstitution mitbringen. Diese fehlt häufig der Nachfolgegeneration oder jedenfalls einzelnen Kindern.
Wie äußert sich das?
Neulich hatte ich jetzt mit einem Fall zu tun, in dem die Tochter, eine Beschäftigte im öffentlichen Dienst, im Wege der vorweggenommenen Erbfolge eine Schenkung ihres Vaters in Millionenhöhe erhalten sollte. Zwecks Steueroptimierung musste sie aber gleichzeitig in einer aufwendigen Konstruktion Schulden in gleicher Höhe aufnehmen. Damit konnte die Tochter überhaupt nicht leben und alle ihre Sorgen kamen hoch, als sie gemeinsam mit ihrem Ehemann nach der Geburt des ersten Kindes plante, ein Eigenheim zu bauen. Dieses Haus sollte nicht gefährdet werden, falls die von ihrem Vater erdachte Konstruktion nicht standhalten sollte. Die Tochter war trotz allen plötzlichen Reichtums unglücklich.
Wie können Eltern mit der Kränkung klar kommen, wenn die Kinder signalisieren: Euer Lebenswerk interessiert uns weniger als ihr euch wünscht?
Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat einmal gesagt: „Menschen lieben es zu vererben.“ Genauso wie Menschen darunter leiden, wenn sie keinen geeigneten Nachfolger haben, auf den sie ihr Vermögen übertragen können, leiden sie darunter, wenn es die Kinder nicht interessiert.
In einem Fall war mein Mandant Unternehmer. Sein Sohn interessierte sich ausschließlich für brotlose Tätigkeiten in der Entwicklungshilfe. Ausdrücklich wollte der Sohn nicht mehr als 5000 Euro im Monat zur Verfügung haben. Dem Vater fiel es außerordentlich schwer, eine Familienstiftung aufzusetzen, die allen Erwartungen des Sohnes Rechnung trug, das beträchtliche Vermögen in der Stiftung hielt und auch noch gemeinnützige Zwecke verfolgte. Der Vater war nicht gekränkt, aber man spürte das Gefühl, dass der hohe berufliche Einsatz im Leben am Ende dann doch nicht belohnt wurde. Dann fehlt plötzlich und unerwartet der erfolgreiche Abschluss des eigenen Berufslebens.
Konflikte beenden – vier Tipps des Mediators Wolfgang Galonska
Die wichtigste Regel ist, den Beteiligten zu vermitteln, dass Respekt und Empathie in den Gesprächen zu wahren sind, auch wenn es manchmal schwer fällt. In der Mediation wird nicht geschrien, auch nicht mit den Fäusten auf dem Tisch herumgetrommelt.
Vermeintlich Schwache und Stille gilt es zu schützen und ihnen ausreichend Raum zu bieten, auch eigene Wünsche und Ängste vollständig vortragen zu können. Da kann es schon ausreichen, wenn einem Beteiligten die sprachlichen Fähigkeiten fehlen, während andere in der Runde druckreif zu sprechen in der Lage sind, zu paraphrasieren. Ich greife eine Antwort eines der Beteiligten auf, wiederhole sie, aber versuche gleichzeitig eine bestimmte subjektive Vorstellung, die ich meine herausgehört zu haben, einfließen zu lassen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder habe ich den Betreffenden richtig verstanden oder eben gerade nicht. Habe ich ihn falsch verstanden, hat er durch meine Wiederholung die Gelegenheit, das richtigzustellen. Das ist mühselig und zeitaufwendig, führt aber zum Ergebnis. Und der Betreffende ist glücklich, dass am Ende offen das ausgesprochen wurde, was ihm wichtig war.
Schließlich ist es wichtig, sich mit den Wünschen und Ängsten eines jeden Beteiligten zu befassen und dieser Diskussion Raum einzuräumen, auch wenn dem einen oder anderen persönlich das Thema völlig irrelevant ist. Wenn ich zum Beispiel eine konkrete Angst schlichtweg ignoriere, kann eine Mediation nicht zum Erfolg führen.
Die Aufgabe eines Mediators ist, zu fragen, warum eine bestimmte Vorstellung eines der Beteiligten diesem so wichtig ist. Häufig kommt heraus, dass eigentlich nur deshalb etwas Bestimmtes erreicht werden sollte, weil derjenige gar nicht wusste, dass es auch andere Lösungsmöglichkeiten gibt. Eine faire Lösung für alle ist dann erreicht, wenn jeder am Ende offen und klar und ohne Rückhalt bescheinigt, dass er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Solange geheime Vorbehalte vorhanden sein könnten, wird nachgefragt.
Welche Lösungen gibt es, wenn sich die Eltern sorgen, dass der Nachfolger spätestens nach ihrem Tod das Unternehmen verscherbelt um ein schönes Leben zu führen?
Das ist nicht schwer. Das Erbrecht verfügt über ein ausreichendes Instrumentarium, den Bestand des Unternehmens auch gegen den Willen des Abkömmlings zu sichern, zum Beispiel über Stiftungen. Oder Kinder werden schon zu Lebzeiten am Unternehmen beteiligt und den dortigen Regelungen in der Satzung unterworfen, die genau solche Veräußerungen an Familienfremde untersagen. Auch per Testament und Testamentsvollstrecker kann dieses Ziel erreicht werden. Aber auch dann können die Kinder die Erbschaft ausschlagen und ihren Pflichtteil geltend machen, der immerhin noch die Hälfte des gesetzlichen Erbteils ausmacht.