Vorbild Biontech Das sind Deutschlands innovativste Mittelständler

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Schlüsseltechnologien für die weltweite Impfstofflogistik

Rang 11: va-Q-tec – Prinzip Thermoskanne

Das Unternehmen va-Q-tec entwickelt besonders leistungsfähige Kühlboxen. In denen lässt sich auch Impfstoff transportieren.

Natürlich hängt der Erfolg von va-Q-tec an den Isolierboxen, die Impfdosen quer durch Deutschland und Europa transportiert haben. Hierzulande waren bisher rund 60 Prozent der Ampullen in Kühlbehältern des Würzburger Unternehmens unterwegs. Das hat gerade das erfolgreichste Quartal seiner Geschichte hinter sich. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz um 50 Prozent gestiegen. Im Gesamtjahr soll er von 72 Millionen auf bis zu 100 Millionen Euro klettern.

Als die Pandemie vor gut 15 Monaten ausbrach, waren die Würzburger umgehend zur Stelle. Erst beim Transport der PCR-Test-Kits, dann beim Impfstoff. Für die Ampullen von Biontech/Pfizer müssen die Kühlboxen auf bis zu minus 70 Grad gekühlt werden. Daher hängen im Würzburger Werk auch dick gefütterte Winterjacken an einer Garderobe auf der Verladefläche – für die Mitarbeiter, die die Container bestücken. Bis zu 30.000 Impfdosen passen in einen der isolierten Kühlcontainer.



Doch auch mit den anderen Impfstoffherstellern Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson ist va-Q-tec im Geschäft. Der Wettbewerbsvorteil: Die Boxen können die Temperatur lange stabil halten – und das unabhängig von externer Kühlung.

„Wir wissen, wofür wir jeden Morgen aufstehen und an die Arbeit gehen“, sagt Gründer und Unternehmenschef Joachim Kuhn. Das Thema Dämmung ist seit Jahren die große Leidenschaft des promovierten Physikers.

va-Q-tec ist eine Ausgründung des Zentrums für angewandte Energieforschung an der Uni Würzburg. Das Besondere an den Vakuumisolationspaneelen (VIPs) des Unternehmens ist die platzsparende, extrem hohe Wärmedämmung. Die rechteckigen Dämmplatten – hergestellt aus gepresstem Mikrosand aus Siliciumoxid – sind in silberne Folie eingeschweißt und ähneln vakuumierten Kaffeepäckchen.

Nicht kaufen, sondern leihen

Das Prinzip dahinter ist das gleiche wie bei einer Thermoskanne. Weil Luft Kälte und Wärme leitet, wird sie abgesaugt. Die Paneele von va-Q-tec sind deutlich dünner und effektiver als Styropor-, Faser- und Schaumstoffdämmungen.

Der Dämmstoffhersteller hat sich über die Jahre zum Logistiker für eiskalte Ware entwickelt und beim Vertrieb dazugelernt. Er konnte die Boxen kaum verkaufen, da sie so teuer wie ein Kleinwagen sind. Eine kurzfristige Leihe ist attraktiver. Inzwischen hat va-q-tec also ein Leihsystem, das den Kundenwünschen – viele kommen aus der Pharmabranche – besser entspricht. Logistikzentren von va-q-tec gibt es an über 40 Standorten weltweit. Bei Bedarf können die Kunden auf va-q-tecs Thermoboxen zugreifen und sie rund um den Globus wieder zurückgeben.

Die Technologie kommt jedoch nicht nur in der Pharmabranche zu Einsatz. Sie findet sich auch in sparsamen A+++-Kühlschranken und bei der Kühlung der Batterien in Elektroautos.

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Die erhöhte Aufmerksamkeit sei ihm noch nicht zu Kopf gestiegen, versichert Gründer Kuhn: „Endlich hat unsere Schlüsseltechnologie die verdiente Aufmerksamkeit bekommen.“ va-Q-Tec habe Technologien entwickelt, durch die sich der thermische Energieverbrauch deutlich senken lässt. Die Erfordernisse des Klimawandels und der Energiewende spielten ihm da in die Karten, findet Kuhn: „Wir haben Dinge angestoßen, die heute quasi Industriestandard sind.“

Mehr zum Thema: Was Mittelständler und Weltmarktführer bewegt, lesen Sie hier.

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