Wo und wie müssen sich die deutschen Maschinenbau-Unternehmen anpassen oder ändern, um auch nach 2020 zu den besten und gefragtesten Anbietern der Welt zu gehören? Und bleibt die europäische Investitionsgüterindustrie, speziell der Maschinenbau, auch in Zukunft der Wachstumsmotor für Deutschland? Diese Fragen wollten die IKB-Bank und der Maschinenbau-Verband VDMA mit Hilfe einer Studie beantworten. Hier sind die Ergebnisse.
Zunächst die Grundannahmen (alle sind in der Studie zahlenunterlegt):
1. Weltwirtschaft: Das Gewicht der Schwellenländer wird wachsen.
2. Im Zentrum dieser Entwicklungen steht die forcierte Industrialisierung, in Europa wie weltweit.
3. Deutschland ist dank einer starken Industrie in guter Ausgangslage, vor allem bei den „Megatrends“ wie Transport/Mobilität, Energieversorgung/Klimaschutz/Ressourcenschonung oder Information/Vernetzung
4. Neue Wettbewerber kommen auf, vor allem China.
5. Deutsche Erfolgsfaktoren sind schwer imitierbar dank generell hoher Außenorientierung der deutschen Wirtschaft und eine bereits etablierte Präsenz in den neuen Wachstumsmärkten, großer Innovationskraft, Fähigkeit zur Integration von branchenübergreifenden Technologien und zur Realisierung von Systemangeboten, gestützt auf die Zusammenarbeit in Wertschöpfungsketten und hoher preislicher.
Wer sich nicht ändert, lebt trotzdem verkehrt. So wie die deutschen Maschinenbauer derzeit aufgestellt sind, können sie ihre internationale Position nicht halten.
Was jetzt zu tun ist
Folgende Handlungsempfehlungen haben die Autoren der Studie für die Unternehmen abgeleitet:
Neue große Wachstumsmärkte außerhalb Europas erfordern eine Anpassung der Internationalisierungsstrategie. Aktuell ist das Internationalisierungsprofil insbesondere im mittelständischen Maschinenbau auf der Absatz- und Beschaffungsseite viel stärker ausgeprägt als im Bereich der Produktion und vor allem der Forschung und Entwicklung. In Zukunft aber werden immer mehr Unternehmen dazu übergehen müssen, ihre Präsenz vor Ort auszubauen, nicht nur in Vertrieb und Service, sondern auch mit eigenen Produktionskapazitäten, weltweitem Einkauf und einem stärker auf den spezifischen regionalen Bedarf ausgerichteten Produktportfolio.
1. Eine nur schwer imitierbare nicht-preisliche Differenzierung des Leistungsprogramms kann aus deutscher Sicht durch komplexe Systemangebote erreicht werden, wozu der Standort Deutschland hinsichtlich Vernetzung und Zusammenarbeit auch über Branchengrenzen hinweg und mit öffentlichen Forschungseinrichtungen beste Chancen bietet. Vorhandene Netzwerke ausbauen, sich in neuen Netzwerken zusammenschließen – das ist ein Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
2. Unternehmen, deren Produktspektrum sich nicht für eine Systemleistung eignet, müssen, wenn sie auf den internationalen Wachstumsmärkten mitspielen wollen, ihr Produktangebot gegebenenfalls um einen „Good-enough-Standard“ erweitern, um die Absatzmärkte in voller Breite bedienen zu können. Preisliche Wettbewerbskomponenten und somit Economies of Scale bekommen für solche Unternehmen ein höheres Gewicht; Größe wird noch mehr zu einer Bedingung für den Markterfolg.
3. Spezialisierung ist eine andere Option. Mit einem reduzierten, aber sehr hochwertigen Angebot lässt sich ein fester Platz in den neuen Märkten sichern. Allerdings gilt es auch hier zu beachten, dass Nischen nicht dauerhaft Nischen bleiben müssen.
4. Generell gilt: Hohe Qualität, führende Technologie – aber auch der Preis muss stimmen. Insofern sind die Unternehmen aller Sparten und Größenklassen gefordert, in ihren Bemühungen um Kosteneffizienz, Prozessoptimierung und Modernisierung der Produktionskapazitäten nicht nachzulassen.
5. Höhere internationale Präsenz und ein wachsendes Angebot von Systemleistungen werden es für viele Unternehmen notwendig machen, in neue Größenordnungen hineinzuwachsen. Dazu wird es in vielen Fällen sinnvoll sein, mit anderen Anbietern zu kooperieren oder sich zusammenzuschließen.
Vor allem für Letzteres sah der neu gewählte VDMA-Präsident Reinhold Festge bei der Präsentation der Studie noch viel Potential: „Kooperation im Mittelstand ist schon schwierig, da sind immer so viele Alphamännchen unterwegs.“
Möge der studierte Mediziner und Kaufmann bei seinen klaren Diagnosen bleiben…
Die komplette Studie „Maschinenbau und Investitionsgüterindustrie – weiter auf Erfolgskurs“ können Sie hier herunterladen: