Weiterbildung So funktioniert Fortbildung im eigenen Unternehmen

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Lerninseln für die Beschäftigte

Dieses Bewusstsein nimmt im Mittelstand zu. Sebastian Gradinger, Geschäftsführer der Wöhrl Akademie im mittelfränkischen Reichenschwand, beobachtet, dass Familienunternehmen oft deutlich mehr in ihre Mitarbeiter investieren, „weil sie an einer nachhaltigen Personalentwicklung interessiert sind“. Der Nürnberger Textilhändler Wöhrl, der nach der Übernahme von SinnLeffers mit über 4.000 Mitarbeitern mehr als 600 Millionen Euro umsetzt, unterhält seit mehr als 25 Jahren die hauseigene Fortbildungsstätte.

Worauf Sie bei der Weiterbildung achten sollten
Eigeninitiative der Mitarbeiter hoch Quelle: dpa
Welche beruflichen Weiterbildungsziele verfolge ich? Quelle: Fotolia
Welche persönlichen Voraussetzungen habe ich? Quelle: Fotolia
Welche Informationen liegen mir über die Angebote und die Anbieter vor? Quelle: Fotolia
Was kostet die Weiterbildung und was ist bei der Finanzierung zu beachten? Quelle: Fotolia
Welche Fördermöglichkeiten für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen gibt es? Quelle: Fotolia
Wie ist die Weiterbildungsmaßnahme aufgebaut? Quelle: Fotolia

Wöhrl bezeichnet die Akademie, die in einem Schloss bei Nürnberg residiert, als „Lerninsel“ für die Beschäftigten. Dabei lässt Gradinger, sooft es geht, eigene Mitarbeiter als Dozenten auftreten. Albrecht Kresse, der als Trainer arbeitet und für sein Berliner Unternehmen Edutrainment den Deutschen Weiterbildungspreis erhalten hat, hält das für eine gute Idee: „Sie haben bei den Kollegen eine hohe Reputation, weil sie wissen, wie das Tagesgeschäft funktioniert. Sie wissen, was die Kollegen brauchen, um erfolgreich zu sein.“

Diese Erfahrung hat auch Conplement-Manager Wiegärtner gemacht: „Wir müssen uns viel weniger Wissen von außen hereinholen, als wir das früher gemacht haben.“ Bei den Nürnbergern gibt es immer mal wieder Vorträge von Mitarbeitern über ihre jeweiligen Methoden oder Produkte. Nicht nur die Zuhörer profitieren, bemerkt Wiegärtner. „Mancher Kollege wächst vor Stolz um drei Zentimeter, wenn er sieht, dass sein Wissen das Team weiterbringt.“

So können auch Unternehmen mit kleinem Budget effektive Weiterbildungen anbieten. „Je kleiner das Unternehmen, desto weniger institutionalisiert ist die Personalentwicklung“, sagt Berater Kresse. In einigen Regionen haben Handwerks- oder Handelskammern gemeinsame Weiterbildungsinstitute geschaffen, wo Betriebe Kosten und Erfahrungen teilen können.

Was erfolgreiche Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun

Lust aufs Lernen

Unabhängig von der Größe haben viele Betriebe gelernt: Die Fortbildungen müssen sich schnell und flexibel an mögliche Änderungen anpassen. Bei Liebherr – die schwäbische Unternehmensgruppe setzt unter anderem mit Kränen, Baumaschinen und Kühlschränken etwa 8,9 Milliarden Euro um – organisiert jede Gesellschaft die Weiterbildung nach dem eigenen Bedarf. Am Unternehmenssitz in Ehingen gibt es seit acht Jahren ein zentrales Schulungszentrum für die 3100 Mitarbeiter

Das Team mit 23 Mitarbeitern unter Leitung von Sascha Brenner tauscht sich eng mit der Geschäftsführung aus, kann daher schnell reagieren. So kam 2013 ein neues Abstützsystem für Mobilkräne gut am Markt an. Das zog eine Kette an Weiterbildungsmaßnahmen nach sich: Einer der Trainer aus Brenners Team machte sich mit dem System vertraut, probierte es selbst aus, recherchierte in allen wichtigen Dokumenten – und bereitete dann Schulungsunterlagen für Mitarbeiter in der Produktion, im Vertrieb und im Service auf. „Das ging einmal komplett rum im Betrieb“, erzählt Brenner.

In den vergangenen Jahren wuchs die Teilnehmerzahl jedes Jahr um sieben bis acht Prozent – 2013 zählte Brenner 8.700 Teilnehmer in 500 Schulungen zu 170 verschiedenen Themen.

Das Schulungszentrum ist den ganzen Tag über gut gebucht: Frühmorgens und am späten Nachmittag finden Kurse statt, bei denen auch Kollegen aus Asien oder den USA via Internet zuschauen und mitmachen können. Und an manchen Abenden wird aus dem Schulungszentrum eine betriebsinterne Volkshochschule: Liebherr-Fremdsprachenkorrespondentinnen laden ihre Kollegen zum Sprachenlernen ein, ambitionierte Hobbyfotografen geben Kurse in Digitalfotografie. Brenner sieht das mit Freude: „Es herrscht eine große Bereitschaft, sein Wissen weiterzugeben.“

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