Weltmarktführer Klein, clever, König

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Durchschlagender Erfolg

Trotz sieben Branchenkonkurrenten in Deutschland und rund 20 weltweit investierte Autoflug in die Sitzsysteme – mit durchschlagendem Erfolg. Der ist auf dem schrumpfenden Markt für Panzertechnik alles andere als selbstverständlich.

Unikon: Chip am Bein

Für die Brieftauben war die Prozedur purer Stress. Statt die Vögel nach ihren Wettflügen zu belohnen, zerrten die Züchter sie aus ihren Verschlägen, um an den kleinen Zettel zu gelangen, der ihnen am Bein baumelte. Nur mit ihm war der Nachweis zu erbringen, dass die Taube vom Start bis ins Ziel geflogen war. Die Konstatiermaschine, die den Zettel überprüfte, entschied über Sieg und Niederlage der Taube – und damit über Erfolg oder Misserfolg ihrer Züchter.

Seit den Neunzigerjahren ist das anders: „Unsere Systeme benutzen statt dem Zettel am Fuß der Brieftaube einen elektronischen Taubenring mit einem winzigen Transponder“, sagt Martin Hartwigsen, Bereichsleiter bei Unikon aus dem niedersächsischen Barsinghausen. Ein Computer identifiziert die Taube mittels eines RFID-Chips an ihrem Fußgelenk, sobald das Tier nach dem Wettflug in seinem Verschlag gelandet ist. „Das System funktioniert wie ein Fingerabdruck. Eine Plombe schließt jede Manipulation aus“, sagt Hartwigsen.

Rund zwei Millionen Brieftauben gibt es in Deutschland. Das ursprünglich belgische Hobby ist heute weltweit verbreitet. Unikon erkannte diesen Markt frühzeitig und brachte es mit den nicht manipulierbaren Taubenringen zum Weltmarktführer.

Denn was deutsche Taubenzüchter als Sport betrachten, ist in den USA und China ein florierender Zweig der Wettbranche. Preisgelder von einer Million Euro sind keine Seltenheit bei Taubenwettflügen. Die Ermittlung des Gewinners ist bei solchen Summen keine Lappalie – und liefert die Basis für Unikons Geschäftsmodell.

Wie man darauf kommt, mit Brieftauben den Weltmarkt zu erobern? Ganz einfach, indem man mit Züchtern spricht. Als Spezialist für berührungslose Identifikationssysteme erkannte Anatoli Stobbe, Inhaber von Deister Electronic und deren Tochter Unikon, sofort das Geschäft. Er bastelte Speicherboxen und RFID-Chips und setzte sich damit dank der cleveren Umsetzung rasch durch. Produziert wird in Asien.

Mehr als 40 Prozent Weltmarktanteil verbucht Unikon heute dank der simplen Verarbeitung des komplexen Systems. Der Umsatz liegt im niedrigen Millionenbereich. Gesteuert wird das Tauben-Geschäft von nur 4 der 250 Deister-Mitarbeiter.

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