In den Fünfzigerjahren lieferte Binhold die ersten anatomisch korrekten Plastik-Skelette an deutsche Universitäten. Die bis dahin übliche Praxis, menschliche Skelette für den Unterricht zu verwenden, war nach dem Zweiten Weltkrieg in Verruf geraten, da niemand mit Sicherheit sagen konnte, woher diese stammten. Mediziner unterstützten Binhold bei der Präzisierung seiner Kunststoffmodelle.
Gut 20 Jahre später exportierte Binhold seine Skelette zu Preisen von 250 bis 1000 Euro auch nach Frankreich und in die USA. Mittlerweile liefert das Unternehmen in 140 Länder, hat weltweit 15 Niederlassungen und erwirtschaftet rund 50 Millionen Euro Umsatz jährlich. „Die Präsenz in den Märkten und das Eingehen auf die Kulturen war entscheidend für die erfolgreiche Internationalisierung“, sagt Otto H. Gies, der heute neben Binholds Tochter Marion Kurland und deren Mann Gesellschafter bei 3B Scientific ist. So fiel der Internationalisierung 1996 der alte Firmenname Paul Binhold Lehrmittelfabrik zum Opfer. „Er war in Ländern wie Japan schwer zu vermitteln“, sagt Gies. Dafür kamen neue Skelett-Varianten hinzu, etwa die asiatische und afrikanische.
600 Mitarbeiter beschäftigt 3B Scientific weltweit, knapp 400 davon in Deutschland. Durch hausgemachte Fehler bei der Umstellung auf ein neues EDV-System stagnierte der Umsatz des Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren. Inzwischen freut man sich wieder über den höchsten Auftragsbestand seit zehn Jahren.
„Länder wie Russland oder Brasilien bestellen oft zentral für all ihre Einrichtungen. Da kann es schnell zu Lieferengpässen kommen“, sagt Gies, der gerade genau dagegen ankämpft und die Produktionsmitarbeiter nun in zwei Schichten arbeiten lässt. Auf 20 Prozent schätzt man bei 3B Scientific den Anteil am Weltmarkt. Krankenhäuser, Universitäten und Orthopädie-Praxen in den USA, Japan und Russland seien schon weitgehend abgedeckt. Wachstumsmöglichkeiten sieht Gies vor allem in Brasilien und Thailand.
Auch wenn das Kerngeschäft immer noch Knochengerüste sind, sichert sich das Unternehmen mit zusätzlichen Standbeinen ab, die mit Skeletten nichts zu tun haben: Neue 3B-Scientific-Geräte messen zum Beispiel die Qualität von Wasser.
Hark Orchideen: Exotisches Faible
Wenn Anja Hark-Bormann ihr Geschäftsmodell erklärt, holt sie weit aus. Im 17. Jahrhundert beginnt ihre Geschichte über Sammler, die erstmals Orchideen von England nach Mitteleuropa brachten. Weil alle Versuche, die schöne Blume künstlich zu vermehren, fehlschlugen, haftete ihr ein Ruf als Exotin zu unerschwinglichen Preisen an. „Bis zu 1000 Mark hat man in den Siebzigerjahren für Orchideen bezahlt“, sagt Hark-Bormann, die vierte Generation im Familienbetrieb Hark Orchideen.
Dass die Blüten heute für jedermann erschwinglich sind, ist auch dem Unternehmen aus Lippstadt bei Paderborn zu verdanken. Hark ist einer der Pioniere bei der Massenvermehrung von Orchideen und in dieser Nische heute Weltmarktführer. Grund dafür ist die Passion des Gärtners Fritz Hark für exotische Pflanzen.