Windenergie Rettung auf hoher See

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Konkurrenz im Anmarsch

Niedersachsens Ministerpraesident David McAllister (CDU) auf der Plattform des Offshore-Windparks

Zunehmend entdecken allerdings auch große Unternehmen das Zuliefergeschäft für Offshore-Windkraftanlagen. Mitte September dieses Jahres erklärte die Dillinger Hütte, Europas führender Hersteller von Grobblechen, ebenfalls Windkrafttürme zu bauen. 135 Millionen Euro lassen sich die Saarländer, die einen Jahresumsatz von etwa zwei Milliarden Euro erwirtschaften, ihr neues Werk in Nordenham kosten. Dort will die Dillinger Hütte Fundamente für die Offshore-Türme herstellen – im Wettbewerb mit Ambau.

Mittelständler Görlitz sieht das sportlich. „Größe ist das eine, doch es kommt auch auf die Schnelligkeit an“, sagt er. Um flexibel zu reagieren, bedient sich der Gründer aus dem Osten bei bis zur Hälfte seines Personals mit Leiharbeitskräften, die er jederzeit wieder loswerden kann.

Damit hat sich Görlitz allerdings auch Feinde gemacht. „Die Anzahl der beschäftigten Leiharbeiter im Cuxhavener Werk ist exorbitant hoch“, schimpft ein Funktionär der IG Metall in Bremerhaven. Den Gewerkschafter wurmt, dass Görlitz extra auf eine eigene Leiharbeitsfirma namens Ambau Personal Service zurückgreift. Von der leihe er sich Arbeitskräfte aus, um sie nicht nach dem Tarifvertrag der Branche mit der IG Metall bezahlen zu müssen.

Streitpunkt Leiharbeit

Das Thema kam sogar schon im Bundestag durch eine kleine Anfrage dreier Linken-Abgeordneter im Sommer 2010 zur Sprache. In ihrer Antwort legte die Bundesregierung dar, dass das Cuxhavener Ambau-Werk mit 6,6 Millionen Euro von der EU sowie aus Bundes- und Landesmitteln subventioniert wurde. Allerdings habe Ambau nicht gegen gesetzliche Auflagen verstoßen.

Zudem war Unternehmer Görlitz in der Lokalpresse in die Schlagzeilen geraten, nachdem er einem Mitarbeiter, der in Cuxhaven an der Organisation von Betriebsratswahlen beteiligt war, die fristlose Kündigung ausgesprochen hatte.

Der Gründer hält die Kritik für unberechtigt. Natürlich beschäftige Ambau auch Leiharbeiter, doch seien diese keine Mitarbeiter zweiter Klasse. „Um gute Mitarbeiter zu bekommen, muss man sie auch anständig behandeln.“ Dazu brauche es aber keine Gewerkschaft. Die Löhne von Leiharbeitern und regulär Beschäftigten seien „im Durchschnitt etwa gleich“.

Görlitz selbst sieht seinen Kurs durch den unternehmerischen Erfolg bestätigt. Dass er die Ergebnisse seiner Arbeit noch nie auf hoher See bewundert hat, stört ihn nicht, denn er wird schnell seekrank. „Und mit der Höhe“, sagt Görlitz, „habe ich es auch nicht so.“

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