Wirtschaftskriminalität Unterschätzte Gefahr für Unternehmen

Mehr als jedes dritte Unternehmen in Deutschland ist Opfer von Wirtschaftskriminalität. Doch viele sehen kaum Risiken. Und selbst Opfer unterschätzen die Folgen, die ein Skandal auf den Ruf und die Geschäfte haben kann.

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Viele Manager glauben, dass Korruption oder andere Verbrechen im eigenen Unternehmen nicht vorkommen. Quelle: dpa

Korruption, Geldwäsche, Betrug? In der deutschen Wirtschaft kommen solche Verbrechen wesentlich häufiger vor als Unternehmer glauben: 36 Prozent der Firmen in Deutschland verzeichneten in den vergangenen zwei Jahren einen Skandal oder wurden Opfer von Wirtschaftskriminalität. Doch nur 23 Prozent fürchten eine Attacke im eigenen Unternehmen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Unternehmensberatung KPMG. Viele Unternehmen schätzen demnach ihr Gefährdungspotenzial völlig falsch ein.

So ist das Risiko, Opfer eines Wirtschaftsverbrechen zu werden, für Großunternehmen noch höher als bei Mittelständlern. 45 Prozent aller Großkonzerne mit einem Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro verzeichneten in den vergangenen zwei Jahren ein Wirtschaftsverbrechen. Doch nicht mal ein Viertel der befragten Großkonzerne sieht ein hohes Risiko für das eigene Unternehmen. "Große Unternehmen wähnen sich also in trügerischer Sicherheit", schreiben die Studienautoren.

Besonders anfällig sind die Großkonzerne für Korruption: Fast jeder zweite der betroffenen Konzerne berichteten von Korruptionsfällen in den eigenen Reihen oder bei Zulieferern. Damit stieg die Zahl der berichteten Fälle in zwei Jahren um 50 Prozent an.

Noch häufiger kommt es in deutschen Unternehmen zu Betrug, Untreue oder Diebstahl und Unterschlagung. Doch den meisten Unternehmern macht das wenig Sorgen. Sie fürchten sich stattdessen besonders vor Cyberangriffen: Mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen sahen Datendiebstahl als ein hohes oder besonders hohes Risiko an. Dabei machen Datendelikte nur 24 Prozent der Wirtschaftsverbrechen aus.

Unternehmen fürchten Imageschaden

Wenn ein Skandal öffentlich wird, hat das oft langfristige Schäden zur Folge: 77 Prozent der Unternehmen berichten von einem massiven Imageschaden, nachdem ein Verbrechen an die Öffentlichkeit gelangt ist. "Reputationsverlust ist ein schleichendes Gift", warnt KPMG-Berater Alexander Geschonnek. Kunden wenden sich ab, Mitarbeiter verlieren die Motivation. In einem von fünf Fällen sackte der Umsatz deshalb ab.

Doch die Unternehmen tun wenig, um solche Risiken einzudämmen. 44 Prozent der Unternehmen stecken weniger als 10.000 Euro in Präventionsmaßnahmen. "Das ist sträflicher Leichtsinn", sagt Geschonneck.

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