Das Unternehmen hat auch dank Sapinda jede Menge Geld in der Kasse. Allein 2013 gab es zwei Kapitalerhöhungen im Umfang von 211 Millionen Euro. Zudem platzierte Grand City Anleihen über 200 Millionen Euro zu einem Zins von 6,25 Prozent und in diesem Jahr noch mal eine Wandelanleihe über 150 Millionen Euro. Grand City will die Mittel nutzen um weitere Immobilien zu kaufen, was die Aktie für Privatanleger zumindest kurzfristig interessant macht. Zum einen dürften die Mieteinnahmen durch weitere Zukäufe noch einmal deutlich steigen. Zum anderen hält Grand City die Investitionen gering, was eine hohe Marge zur Folge haben dürfte.
Grand City gab 2013 für Instandhaltungsmaßnahmen lediglich 5,50 Euro pro Quadratmeter aus. Die Ausgaben für Instandhaltung und Modernisierung der Immobilien lag insgesamt bei 13,70 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Wettbewerber Deutsche Annington gab für beides knapp 20 Euro pro Quadratmeter aus. Für die Aktionäre ist die Sparsamkeit von Grand City gut – allerdings nur auf den ersten Blick und nur für jene die kurzfristig orientiert sind. Denn eine Investitionsquote in der Größenordnung reiche in der Regel nicht aus, um den Wert der Immobilien zu erhalten, sagt Stefan Kofner, Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Zittau. Üblicherweise seien mindestens zwölf Euro pro Quadratmeter nötig. Langfristig könnte also die Qualität der Immobilien wegen der geringen Investitionen zum Problem werden. Das sollten Investoren bedenken.
Ebenfalls beruht ein bedeutender Teil des Jahresergebnisses in Höhe von 266 Millionen Euro in 2013 nicht auf nachhaltigen Umsätzen sondern wird dadurch bestimmt, dass das Unternehmen den Buchwert seiner Immobilien erhöht– eine rein bilanzielle Maßnahme. Wenn Grand City das Wachstum irgendwann drosselt – also weniger Immobilien als heute kauft, deren Bilanzwert hoch geschrieben werden kann – dürften auch die Gewinne aus Neubewertung zurück gehen.
Konservativ finanziert
Hinzu kommt, dass das Unternehmen erst noch beweisen muss, dass es tatsächlich wesentlich mehr aus den Immobilien rausholen kann, als die Vorbesitzer. Zwar haben sich die Mieteinnahmen mit 99,6 Millionen Euro in 2013 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, allerdings ist dies zum Großteil auf Mieteinnahmen zurückzuführen, die aus neu erworbenen Immobilien stammen. Die Mieteinnahmen aus den Immobilien, die bereits 2012 zur Gruppe gehörten, konnten nur um acht Prozent gesteigert werden.
Für die Aktie des Unternehmens spricht dagegen, dass es konservativ finanziert ist. Das Verhältnis von Krediten und Anleihen zum Wert der Immobilien beträgt 35,7 Prozent. Der Großteil der Immobilien ist damit schuldenfrei.
Mit all diesen Projekten will Windhorst der Welt beweisen, dass er ein erfolgreicher Unternehmer ist und seinen Ruf als Pleitier loswerden. Das dürfte allerdings noch einige Zeit dauern. Bei der Deutschen Bank und der Commerzbank steht sein Name immer noch auf der Liste derjenigen, mit denen man keine Geschäfte macht – auch wenn beide Institute dies offiziell nicht bestätigen. „Wir würden angesichts des Rufes, der ihm vorauseilt, sehr vorsichtig sein, mit ihm Geschäfte zu machen, und uns vorher von der Compliance-Abteilung beraten lassen“, sagt auch ein Londoner Mitarbeiter einer großen Investmentbank.
„Er wird behandelt, als hätte er einer Omi ihre Rente geklaut“, sagt ein Finanzinvestor aus Frankfurt. „Aber das hat er ja gerade nicht.“ Seine Investoren hätten genau gewusst, was sie taten. Natürlich mache er Geschäfte mit „dem Lars“. Aber seinen Namen in der Zeitung lesen will er nicht – eine typische Reaktion.
Windhorst selbst vermittelt den Eindruck, als kratze ihn das nicht sonderlich. In seinem Umfeld dagegen heißt es, dass er darunter leide, ihn die Ablehnung aber auch antreibe. „Ich mache mir täglich Notizen in meinem Kalender“, sagt Windhorst. „Ein Plus-Zeichen setze ich hinter einen positiven Tag, einen Tag, an dem ich überwiegend Glücksgefühle hatte, die Arbeit Spaß gemacht hat. War es dagegen eine schlechtere Performance, gab es mehr enttäuschende Erlebnisse, mache ich ein Minus.“ Seit sein Arbeitspensum stetig zugenommen habe, „ist auch die Zahl der Plus-Zeichen enorm gestiegen“.