Zim Flugsitz Ein Mittelständler revolutioniert den Flugzeugsessel

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„So rentabel ist kaum ein anderer Flugzulieferer“

Statt abzuwarten, gehen die Zimmermanns mutig in die Offensive. Üblicherweise nehmen Zulieferer für die Flugzeugindustrie bei Neuerungen die Zulassung und den Bau der passenden Fabrik erst dann in Angriff, wenn sie den ersten größeren Auftrag haben. Die Zimmermanns gehen dagegen voll ins Risiko. Sie gründen ihr Unternehmen Zim Flugsitz und finanzieren die Fertigung fast ausschließlich aus eigenem Vermögen sowie mit ein paar öffentlichen Hilfen.

Das hat sich ausgezahlt. Im Sommer 2009 kauft ihnen der Lufthansa-Partner Thai Airways die ersten 3500 Sessel ab. 2011 präsentiert Zim dann den ersten Sitz für die Businessclass. Der wiegt und kostet nur halb so viel wie die Modelle der Konkurrenz. Mit einem Großauftrag der Lufthansa kommen 2014 noch Sessel für die neue „Premium-Economy“-Klasse hinzu.

„Mit ihrer Mischung aus innovativen und besonders leichten Sitzen, viel Raum für Kundenwünsche sowie höchster Qualität steht Zim Flugsitz für made in Germany vom Feinsten“, lobt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt.

Der Lohn: Das Unternehmen ist sehr profitabel. Der letzte veröffentlichte Geschäftsbericht für 2015 weist bei rund 40 Millionen Euro Umsatz 7,1 Millionen Euro Nettogewinn aus. „So rentabel ist kaum ein anderer Flugzulieferer“, weiß Großbongardt.

In diesem Jahr sollen es gut 60 Millionen Umsatz und eine ähnliche Rendite werden, sagt Angelika Zimmermann. Für die kommenden Jahre erwartet sie angesichts vieler Aufträge von Branchengrößen wie Japan Airlines weiterhin zweistelliges Wachstum.

Weitere Innovationen sollen das stützen. „Als Nächstes kommt ein Businessclass-Sitz, der sich zum Bett umbauen lässt, aber trotzdem deutlich leichter und günstiger ist als heutige Modelle“, sagt Angelika Zimmermann. Gebaut werden soll der im neuen Werk in Schwerin. Wegen der gut 850 Kilometer Entfernung führt ein Werksleiter dieses als weitgehend unabhängigen Betrieb.

„Die Trennung ist uns nicht leichtgefallen, denn bisher hatten wir alle Details immer selbst im Blick“, sagt Angelika Zimmermann. Doch sie sieht vor allem Chancen. Weil die Gründer sich nicht um den Aufbau der Fabrik kümmern müssen und das alte Werk gut läuft, haben sie mehr Zeit, Produkte und Strategie weiterzuentwickeln. Und vielleicht sogar für etwas mehr Privatleben mit den beiden Söhnen.

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