Mode Deutsche Modemarken: Begehrt bei Ästheten und Heuschrecken

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Als „Vertikale“ bezeichnet die Branche Konzerne wie Zara, Esprit oder Hennes & Mauritz, die die selbst produzierte oder meist in Billiglohnländern beschaffte Mode in selbst geführten Läden oder auf eigenen Flächen in Kaufhäusern vertreiben. s.Oliver gehört, genau genommen, nur teilweise dazu. Der fränkische Konzern verkauft den größten Teil seiner Outfits über unabhängige Händler, ist aber mit den Läden durch EDV so verkoppelt, dass die Designer in Rottendorf genau wissen, was in den Läden ankommt. „Wir drücken nicht unsere Mode in den Markt, sondern denken das Geschäft von der Verkaufsfläche, vom Endkunden her“, sagt Eckert.

Schneller Wechsel der Kollektion, den Finger am Puls des Endverbrauchers und komplette Kontrolle über Produktion, Beschaffung und Vertrieb – mit diesem Konzept sind Vertikale wie das schwedische » Modehaus Hennes & Mauritz und die spanische Marke Zara in Deutschland groß geworden. Am Anfang schienen die einheimischen Hersteller über den Zangenangriff aus Nord und Süd wie in Schockstarre gefallen.

Doch ab Mitte der Neunzigerjahre kopierten die Deutschen die Ideen, obgleich sie weiterhin einen großen Teil ihrer Kollektion über unabhängige Einzelhändler vertrieben. Sie verbanden ihre Beschaffung und Entwicklung mit den Kassen der Händler, sodass sie mit den selbstständigen Geschäften ähnlich eng zusammenarbeiten wie die Vertikalen mit ihren eigenen Läden. „Unternehmen, die es geschafft haben, Vertrieb und Produktentwicklung zu integrieren, haben im Wettbewerb die Nase vorn; davon gibt es in Deutschland inzwischen einige“, sagt Kerstin Lehmann, Partnerin bei der Beratung OC&C in Düsseldorf, und verweist auf s.Oliver, Esprit oder Gerry Weber, die sich längst zu sogenannten Quasi-Vertikalen gemausert haben.

"Der Handel verdient mit uns Geld und ist deshalb bereit, uns mehr Flächen in den Läden zur Verfügung zu stellen“, sagt Unternehmensgründer und Vorstandsvorsitzender Gerry Weber des gleichnamigen ostwestfälischen Modekonzerns. Im laufenden Geschäftsjahr wird Weber den Umsatz voraussichtlich um rund 15 Prozent auf fast 580 Millionen Euro steigern. Im vergangenen Halbjahr stieg der Konzernüberschuss um fast 50 Prozent auf rund 16 Millionen Euro. Weber begnügt sich – wie andere deutsche Modekonzerne – nicht mit der Quasivertikalisierung. Zusätzlich baut der Modeunternehmer aus Halle in Westfalen den Handel in eigenen Läden und in Franchiseläden aus. Rund 220 „Houses of Gerry Weber“ existieren bereits, allein in diesem Jahr sollen 90 weitere dazukommen.

Gerry Weber verdient einen Großteil seines Geldes mit Mode im gehobenen Mittelpreissegment für Damen über 40. Auch hier unterscheidet sich Weber nicht von deutschen Modemachern wie Tom Tailor, Marc O’Polo oder Multiline: Während weltweit mittelpreisige Mode zugunsten der Luxusmarken oder der Discounter leidet, machen die Deutschen gerade dort ihr Geschäft. So hat es etwa Esprit geschafft, hinter Zara und Hennes & Mauritz zum drittgrößten europäischen Modekonzern aufzusteigen. Thomas Grote, Präsident der Marke Esprit: „Für mich ist das Gerede von der toten Mitte Quatsch – wir leben sehr gut darin.“

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