Modekonzern Auch Aufsichtsratschef Vita gibt sein Amt bei Boss auf

Nach dem Abgang der halben Vorstandsmannschaft verlässt auch der Aufsichtsratschef den größten deutschen Modekonzern Hugo Boss.

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Giuseppe Vita Quelle: REUTERS

Deutschlands größter Modehersteller Hugo Boss kommt mehr als ein halbes Jahr nach der Übernahme durch den britischen Finanzinvestor Permira nicht zur Ruhe. Nachdem im Februar bereits Vorstandschef Bruno Sälzer ausschied und kurz darauf Produktionsvorstand Werner Lackas das Unternehmen in Metzingen verließ, steht nun der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates, Giuseppe Vita, vor dem Abschied. Nach der Hauptversammlung des Konzerns am 10. Mai werde er sein Mandat niederlegen, heißt es aus gut unterrichteten Unternehmenskreisen. Eigentlich endet seine Amtszeit erst 2010.

Offenbar will Vita, der einst das Pharmaunternehmen Schering führte und den Aufsichtsrat des Axel-Springer-Verlags leitet, den Kurs der neuen Boss-Eigner nicht länger mittragen.

In der vergangenen Woche hatte Permira eine kräftige Erhöhung der Dividende durchgesetzt. Für das abgelaufene Geschäftsjahr steigt sie um 22 Prozent auf 1,45 Euro je Stammaktie und um 1,46 Euro je Vorzugsaktie. Gut 70 Prozent davon landen bei dem Finanzinvestor, denn der Streubesitz an Boss liegt bei nur zwölf Prozent. Zusätzlich ist eine Sonderausschüttung von fünf Euro je Aktie vorgesehen – insgesamt kassieren die Aktionäre damit 450 Millionen Euro. Die beschlossene Ausschüttung ist höher als das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, das Boss 2007 erzielte. Es betrug 220 Millionen Euro, ein Plus von 19 Prozent gegenüber 2006. Eine Woche zuvor hatten sich die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat noch gegen die Ausschüttung gewehrt. Auch am vergangenen Dienstag stimmten sie geschlossen dagegen. Offenbar kam der Beschluss nur durch, weil Vita sein doppeltes Stimmrecht einsetzte, das ihm als Aufsichtsratschef zusteht. „Keine glückliche Entscheidung“, sagt der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung bei Boss, Antonio Simina. Noch sehe er das Unternehmen nicht in Gefahr. Das würde sich aber ändern, „wenn das Spiel im nächsten Jahr genauso läuft“, sagt Siminia. Nach Informationen der WirtschaftsWoche ist genau das geplant. Demnach wolle Permira auch im kommenden Jahr auf eine Sonderdividende in ähnlicher Größenordnung drängen. Ursprünglich, so heißt es in Unternehmenskreisen, habe Permira sogar eine weit höhere Ausschüttung angestrebt, die zu einem großen Teil aus Zuflüssen von internationalen Tochtergesellschaften finanziert werden sollte. „Das ging insgesamt in Richtung eine Milliarde Euro“, sagt ein Insider. Die Hälfte der Summe sollten die Auslands-Töchter beisteuern, die dadurch jedoch massiv geschwächt worden wären. Am Ende verzichteten die Anteilseigner darauf.

Permira selbst steht offenbar unter massivem Druck: Der Finanzinvestor hatte im vergangenen Sommer für 3,4 Milliarden Euro die Valentino Fashion Group in Mailand übernommen, der fast 90 Prozent der Boss-Anteile gehörten. Wenige Wochen später setzten die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten ein und die Private-Equity-Häuser und ihr Geschäftsmodell gerieten massiv unter Druck. Um den für den Kauf aufgenommenen Milliardenkredit samt Zinsen zu bedienen, beginnt Permira nun offenbar Geld aus dem Unternehmen zu ziehen.

Weder Permira noch dem verbliebenen Boss-Vorstand um Finanzchef Joachim Reinhardt ist es bisher gelungen, eine klare Perspektive für den Modekonzern Hugo Boss aufzuzeigen, der sich unter Vorstandschef Sälzer auf Augenhöhe mit internationalen Branchengrößen wie Armani und Gucci sah. Inzwischen suchen zwei Headhunter-Agenturen vor allem im Ausland nach einem geeigneten Nachfolger für den Ex-Boss von Boss.

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