Neue Probleme Bilanzregel gefährdet GM

Für die Aktionäre des weltgrößten Autoherstellers General Motors könnte das neue Jahr einen weiteren Rückschlag bringen. Sollte die US-Bilanzierungskommission FASB die Unternehmen dazu zwingen, die realen Verhältnisse ihrer Pensionsverpflichtungen zu bilanzieren, wäre GM der große Verlierer.

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General Motors, hier der Sitz in Detroit, zieht den Bondmarkt nach unten. Foto: dpa

HB FRANKFURT. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Analysten. „In absoluten Zahlen wäre GM am härtesten getroffen“, zitiert das Blatt David Zion von der CSFB. Die Folge wäre, dass der Unternehmenswert von GM – definiert als Vermögenswerte minus Verbindlichkeiten – gegen Null tendieren würde. Hintergrund ist, dass nach der bisherigen Bilanzierungsmethode zwar die Differenz zwischen den Zuweisungen zur Pensionskasse und den tatsächlichen Auszahlungen, nicht aber die gegenüberstehenden Verpflichtungen ausgewiesen werden. Bei GM bedeutet dies nach Berechnungen der CSFB einen negativen Effekt von 37,7 Mrd. Dollar. Zum Ende des Geschäftsjahrs hatte der Autobauer nämlich die 30,2 Mrd. Dollar Nettowert in der Pensionskasse als Vermögen bilanziert. Die künftigen Verpflichtungen beliefen sich aber auf einen Wert, der um 7,5 Mrd. Dollar darüber lag. Nach dem neuen Verfahren würden diese 7,5 Mrd. Dollar als Negativsaldo in der Bilanz erscheinen – statt 30,2 Mrd. Dollar Vermögen. Unter Berücksichtigung von Steuereffekten könnte sich für GM laut „Wall Street Journal“ ein negativer Unternehmenswert ergeben. Zwar wäre dies ein rein bilanzieller Eingriff ohne Einfluss auf die reale Finanzlage des Konzerns. Doch es könnte die Stimmung gegenüber der GM-Aktie weiter verschlechtern. Denn würde GM trotz aller Dementis Insolvenz anmelden, könnte der negative Unternehmenswert eine Gefahr für die Aktionäre sein, heißt es in dem Bericht. Ein GM-Sprecher wollte das nicht kommentieren, bevor die Vorschläge der Bilanzierungskommission auf dem Tisch liegen. Schon in den vergangenen zwölf Monaten gehörten die GM-Anteilseigner zu den großen Verlierern. Die Aktie gab um mehr als die Hälfte nach und fiel auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Besonders auf dem Heimatmarkt USA kämpft GM wie der Kontrahent Ford mit Marktanteilsverlusten, Überkapazitäten und Preisverfall, der in der Summe Milliardenverluste beschert. Ein Restrukturierungsplan, der Fabrikschließungen und einen Stellenabbau von 30 000 Mitarbeitern vorsieht, soll bei GM Kosten senken, die Überkapazitäten kappen und die Trendwende einleiten. Von einer Änderung der Bilanzierungsrichtlinien wäre aber keineswegs nur GM betroffen. Vor allem Traditionsunternehmen mit einer hohen Zahl an Pensionären – dazu gehören auch die GM-Konkurrenten Ford und Chrysler – müssen mit negativen Effekten rechnen. Insgesamt, so hat CSFB-Analyst Zion errechnet, haben die Unternehmen im Aktienindex S&P 500 zum Ende des Geschäftsjahres 2004 zusammen Nettovermögenswerte aus Pensionsrückstellungen von 99 Mrd. Dollar bilanziert, obwohl die Pensionspläne in der Summe eine Unterdeckung mit 165 Mrd. Dollar aufwiesen. Der negative Effekt würde also bei gut einer Viertel Billion Dollar liegen, würden die Pläne realisiert. Analysten bewerten die Vorschläge der Kommission als einen Schritt hin zu mehr Realität bei der Verbuchung der Pensionslasten. Allerdings birgt diese Betrachtung durch die Stichtagsbewertung die Gefahr, dass das Ergebnis der Vermögensbilanz angesichts der Volatilität der Finanzmärkte extremen Schwankungen unterliegt.

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