Neue Studie Wie chinesische Firmen ihr Deutschland-Geschäft managen

Die Zahl chinesischer Tochterfirmen in Deutschland wächst – und laut einer aktuellen Studie führen sie ihre Geschäfte weitgehend frei von Einfluss aus Peking.

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Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

Jürgen will Chinesen würgen – das jedenfalls bekamen jüngst Besucher einer Wahlkampfveranstaltung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten zu hören. Jürgen Rüttgers (CDU) erklärte der staunenden Menge flapsig, mit welchen Methoden er Unternehmer aus dem Reich der Mitte dazu bringen will, in seinem Bundesland zu investieren.

Ob er so wirklich Investoren locken kann? Fakt ist allerdings, dass sich immer mehr chinesische Firmen in Deutschland niederlassen. Zu den bedeutendsten zählen der Telekommunikationsgigant Huawei, die Fluggesellschaft Air China oder der Stahlkonzern Sinosteel. Zwar gehören die Chinesen mit Direktinvestitionen von etwa 370 Millionen Euro noch zu den kleineren Gruppen ausländischer Unternehmer.

Doch die von der Außenwirtschaftsstatistik erfasste Anlagesumme steigt seit Jahren – nach den letzten verfügbaren Zahlen 2007 etwa um knapp 13 Prozent. Die Wirtschaftskrise hat danach für einen Einbruch gesorgt, langfristig dürfte Deutschland aber ein bevorzugtes Investitionsziel der Chinesen bleiben.

Die Wirtschaft sieht das mit gemischten Gefühlen. Chinesische Firmen stehen im Ruf, oft unlautere Geschäftspraktiken wie Korruption und Urheberrechtsverletzungen anzuwenden. Eine weitere Sorge ist, die chinesische Regierung könne durch ihre Kontrolle der zahlreichen Staatsunternehmen politischen Einfluss auf deutsche Töchter ausüben. Zumindest diese Befürchtung ist offenbar größtenteils unangebracht, sagt eine noch unveröffentlichte Studie des GIGA Instituts für Asien-Studien (IAS) aus Hamburg.

Maschinen des Flugzeugkonzerns Quelle: AP

„Viele chinesische Unternehmen in Deutschland agieren relativ frei vom Einfluss der Zentrale im Heimatland“, schreiben Margot Schüller und Yun Schüler-Zhou. Die Forscherinnen ermittelten anhand von Fragebögen, wie autonom die Niederlassungsmanager vor Ort über Marketing, Produktion, Finanzen und Personal entscheiden können.

Selbst bei Tochterfirmen, deren Mütter unter staatlicher Kontrolle stehen, stellt die Studie keinen signifikant hohen Einfluss auf das lokale Management fest.

Bislang fehlte eine Datenbasis der in Deutschland tätigen chinesischen Unternehmen. Die Wissenschaftlerinnen kombinierten daher Datenbanken über internationale M&A-Transaktionen mit deutschen und chinesischen Außenwirtschaftsstatistiken. Befragt wurden – anonymisiert – die etwa 200 größten Firmen mit einer Muttergesellschaft in China.

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