Neuer Bahn-Chef „Kenner des Eisenbahnbetriebs ist dringend vonnöten“

Mehrere Aufsichtsräte wehren sich gegen Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla und auch Siemens-Manager Siegfried Russwurm als neuen Bahnchef. Sie fordern stattdessen einen erfahrenen Kenner des Staatskonzerns.

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Der Ex-Kanzleramtschef, der lange als Kronprinz von Grube galt, trifft als CDU-Mitglied nicht nur beim Koalitionspartner SPD auf Widerstand. Quelle: dpa

Berlin Mehrere Aufsichtsräte der Deutschen Bahn fordern einen erfahrenen Bahn-Kenner als Vorstandschef und wenden sich damit indirekt sowohl gegen Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla als auch den Siemens-Manager Siegfried Russwurm. Nach dem Rücktritt von Rüdiger Grube müsse der Vorstandsvorsitz schnellstens wieder besetzt werden, heißt es in dem internen Papier mehrerer Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite sowie von Betriebsräten, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag.

Es stünden jetzt wegweisende Entscheidungen an, heißt es mit Blick etwa auf die Sanierung des Schienen-Güterverkehrs. „Ein Kenner des Eisenbahnbetriebs ist dringend vonnöten“, verlangen sie. „Die insgesamt 300.000 Mitarbeiter weltweit haben Anrecht auf eine Führungsspitze, die sich durch Kompetenz und Sachverstand im Eisenbahnbereich auszeichnet.“

Grube war im Streit über die Dauer eines neuen Vertrags Ende Januar überraschend zurückgetreten. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat angekündigt, dass bei der Aufsichtsratssitzung am 22. März ein Nachfolger bestimmt wird. Traditionell liegt die Entscheidung über die Spitze des Staatskonzerns in erster Linie beim Kanzleramt.

Nach Angaben aus Konzernkreisen wird von der CSU der Manager Russwurm des Münchener Siemens-Konzerns favorisiert. Russwurm ist dort allerdings nicht für die Verkehrs- und Bahnsparte zuständig, sondern ist Technologie-Vorstand. Sein Vertrag läuft im März aus, so dass er zur Verfügung stünde. Er selbst hatte von einer Ehre gesprochen, als möglicher Bahnchef gehandelt zu werden.

„Für diese Aufgabe ist ein sehr breiter, parteiübergreifender Rückhalt neben der technisch-industriellen Expertise essenziell für den Erfolg des Unternehmens.“ Nur so könnten die komplexen Herausforderungen bewältigt werden. „Und das geht nur im engem und vertrauensvollen Zusammenwirken zwischen dem gesamten Vorstand, der Politik – idealerweise im parteienübergreifenden Konsens - sowie den Sozialpartnern“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

In Bahn-Kreisen hieß es, es gebe im Kanzleramt offenbar eine gewisse Sympathie für einen CSU-Vorschlag, auch um das lange angespannte Verhältnis zwischen den Schwesterparteien vor dem Wahlkampf weiter zu entspannen.

Ex-Kanzleramtschef Pofalla, der lange als Kronprinz von Grube galt, trifft als CDU-Mitglied nicht nur beim Koalitionspartner SPD auf Widerstand. Ihm wird auch vorgehalten, dass er als Chef-Lobbyist des Konzerns bislang im eigentlichen Bahn-Geschäft keine Erfahrung sammeln konnte. Er ist zwar jetzt Infrastruktur-Vorstand, hat den Posten aber erst seit Jahresbeginn inne.

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