Neuer Investor Rätselraten um Teldafax-Investor

Der Troisdorfer Stromdiscounter Teldafax pfeift aus dem letzten Loch. Fast täglich schaltet ein Netzbetreiber das Unternehmen ab, weil es nicht zahlt. Nun taucht plötzlich ein Investor auf, für den Geld keine Rolle zu spielen scheint.

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Der Unternehmenssitz von TelDaFax in Troisdorf bei Bonn. Quelle: handelsblatt.com

Der Billigstromanbieter Teldafax kommt komplett in die Hände ausländischer Investoren. Wie das Unternehmen mitteilte, hat der zyprische Fonds Prime Mark 51 Prozent der Anteile übernommen. Die anderen 49 Prozent liegen seit kurzem beim auf den Jersey Islands ansässigen Fonds Sigma Capital. Beide Fonds werden vom Briten Richard Reinert geführt. Laut Teldafax haben die neuen Investoren bereits einen zweistelligen Millionenbetrag in das Unternehmen gesteckt.

Unklar ist, warum sie dies tun. Teldafax arbeitet hochdefizitär, wird seit Monaten von Kundenbeschwerden überflutet und ist Ziel staatsanwaltlicher Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung. Reinert sagte, Teldafax habe das Potenzial, mittelfristig in die Gewinnzone zu gelangen. Üblicherweise haben Investoren weit höhere Ansprüche.

Geradezu ein Husarenstück ist der Teldafax-Deal dagegen für den Verkäufer. Der Fondsanbieter Debi Select, der erst vor zwei Wochen bei Teldafax eingestiegen war, erhält nach Informationen des Handelsblattes von Prime Mark 60 Millionen Euro für seine Teldafax-Anteile. Debi-Geschäftsführer Josef Geltinger hat damit den Zusammenbruch des Fonds abgewendet.

Debi Select war nach eigenen Angaben an seine Teldafax-Anteile gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Das Geld, das man seit 2006 bei Kleinanlegern einsammelte, vertraute man Michael Josten an, der als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater für den Fonds arbeitete. Josten war aber zugleich Aufsichtsrat von Teldafax und leitete laut Debi Select das Geld über Mittelsmänner hierin um. Jedenfalls war Debi Select plötzlich Besitzer von Schuldverschreibungen an Teldafax in Höhe von 65 bis 70 Millionen Euro.

Eine Insolvenz von Teldafax hätte damit auch das Ende von Debi Select bedeutet - und möglicherweise Schadenersatzklagen von tausenden von Anlegern nach sich gezogen. Geltinger trat deshalb die Flucht nach vorn an, fädelte für nur 3,9 Millionen Euro eine Übernahme von Teldafax ein und installierte einen neuen Vorstandschef. Aus dem Verkauf der Schwestergesellschaften von Teldafax erwartet er weitere 25 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres will Geltinger die Anleger auszahlen und den Fonds abwickeln.

Die Zukunft von Teldafax wirkt dagegen schleierhaft. Das Unternehmen verbreite schon im November einen vermeintlichen Befreiungsschlag. Damals hieß es: "Der kommende russische Investor stattet Teldafax mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich aus und will damit das Wachstum des Unternehmens beschleunigen." Vorstandschef Klaus Bath sagte: "Die Entscheidung unseres Aktionärs kommt genau zum richtigen Zeitpunkt." Das Zitat ist fast wortgleich mit dem, das am Montag Baths Nachfolger Höptner verbreitete. Diesmal allerdings soll das Geld des Investors zum Stopfen von Liquiditätslücken eingesetzt werden. Zweistellige Millionenbeträge scheinen bei Teldafax also einfach zu verpuffen. Der Konkurrent Flex-Strom, mit dem Debi Select ebenfalls bis vor wenigen Tagen über einen Verkauf der Anteile verhandelte, zog sich nach Ansicht der Geschäftszahlen wieder zurück.

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