
Eine Kletterwand ziert die Rückseite des Kinder-Spielzimmers in James Murdochs Privathaus im Londoner Stadtteil Kensington, im Boden ist ein kleines, rundes Trampolin eingelassen. Nebenan befindet sich der Fitnessraum für die Erwachsenen. Der 38-jährige Sohn des Medientycoons Rupert Murdoch hat sich und seiner Familie ein luxuriöses Heim geschaffen. Wie lange er hier jedoch noch wohnen bleibt, ist völlig offen.
Denn im Zuge der Affäre um abgehörte Telefone und bestochene Polizisten wird die Nachfolgefrage an der Spitze des Medienkonzerns News Corp. immer dringlicher. Als James Murdoch im März zum Deputy Chief Operation Officer von News Corp. ernannt wurde und damit in der Konzernhierarchie auf den dritten Platz vorrückte, lagen zwei Dinge auf der Hand: James würde von London nach New York ziehen. Und er würde seinen Vater Rupert an der Spitze von News Corp. ablösen.
Nachfolger laufen sich warm
Doch nun ist alles anders. Angesichts des immer stärkeren öffentlichen Drucks scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, ehe sich der angeschlagene Tycoon auf den Posten des Aufsichtsratschefs zurückzieht. Bis dahin laufen sich die möglichen Nachfolger warm. Ob Sohn James in dem Rennen noch Chancen hat, ist ungewiss.
Während sich James und sein Vater vergangene Woche den Fragen britischer Parlamentarier stellten, zog der Aktienkurs von News Corp. plötzlich an. Grund dafür war jedoch nicht, dass sich der greise Vater oder der selbstbewusste James so gut schlugen. Das Plus resultierte aus der Erwartung der Börsianer, der hemdsärmelige Vize-Vorstandschef Chase Carey könnte bald das Zepter übernehmen.
Den Hoffnungen verpasste Murdoch senior einen Dämpfer: "Ich bin derjenige, der am besten geeignet ist, diesen Saustall aufzuräumen." Auch der Aufsichtsrat von News Corp., von dessen 17 Mitgliedern sieben entweder zur Murdoch-Familie gehören oder ihr nahestehen, stärkte ihm den Rücken. "Es gibt keine Pläne, ihn zu ersetzen", betonte Aufsichtsrat Thomas Perkins. "Der Aufsichtsrat ist davon überzeugt, dass Rupert ein Genie ist und dass der Konzern ihn braucht."