"Nicht Böses mit Bösem vergelten“ Kirchen zeigen sich besorgt über Krieg

Die christlichen Kirchen in Deutschland haben sich zu Weihnachten besorgt über die aktuellen Konflikte und eine drohende militärische Auseinandersetzung im Irak gezeigt. „Wir müssen aufstehen gegen den Krieg“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in seiner Weihnachtspredigt laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript.

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HB/dpa HAMBURG. Bethlehem als Geburtsort Jesu sei auch in diesem Jahr wieder ein Symbol für das Elend der Gewalt, sagte Kock in einem Gottesdienst für Alleinstehende im Bergischen Land. „Niemand scheint zu begreifen, was die Weisheit Jesu lehrt: nicht Böses mit Bösem zu vergelten.“ Die biblische Weihnachtsgeschichte bilde genau das ab, „was unsere Realität ist - alle Dunkelheit und alle Widersprüche“.

Nach Meinung des Berliner Bischofs Wolfgang Huber muss ein Krieg im Irak verhindert werden. Demjenigen, der Gewaltmittel anhäufe, müsse aber auch das Handwerk gelegt werden. „Man muss die Massenvernichtungswaffen in der Hand Saddam Husseins fürchten, aber den Krieg ebenso“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg im Rundfunkgottesdienst in der Berliner Marienkirche. Der Tod von sieben Bundeswehrsoldaten in Kabul zeige den großen Preis, den der Einsatz für den Frieden kosten könne. „Dass wir im Frieden leben können, brennt uns als Wunsch gerade nach den Erfahrungen dieses Jahres in der Seele.“

Huber wandte sich in seiner Predigt auch gegen „Verschwörungstheorien“ im Zusammenhang mit angeblich neuesten Forschungsergebnissen zum Leben Jesu. Da gebe es auch banale Sprüche wie „Jesus war kein antiker Harry Potter“, sagte Huber laut vorab verbreitetem Redetext. Unbestritten sei in allen Theorien aber die große Anhängerschaft Jesu, die bezeugt sei.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann rief in ihrer Weihnachtsbotschaft zum Einsatz für Frieden auf. Viele Menschen suchten angesichts der vielen Schreckensmeldungen lieber Zerstreuung im Privatleben und ließen sich ablenken „von so mancher Blödelei im Fernsehen“, schrieb Käßmann an die Kirchengemeinden.

Zu Mitgefühl und Solidarität mit den Schwachen riefen die Bischöfe in Hamburg und Schleswig-Holstein auf. „In uns und unserer Kirche, in unserer Stadt und unserer Welt ist es noch lange nicht so, wie Gott es gerne hätte. Frieden und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe haben es schwer auch in der gegenwärtigen Zeit“, sagte Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen laut vorab verbreitetem Redetext in der St. Michaeliskirche. Zuvor hatte Jepsen die Kirchen im Deutschlandradio dazu aufgefordert, auf eine politische Lösung im Irak-Konflikt zu drängen.

Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg sagte, das Jesuskind bewege die Menschen dazu, alle Kräfte einzusetzen, dass ein neuer Krieg gegen den Irak verhindert werde. Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Peter Steinacker, forderte alle Christen auf, die Hoffnung auf die friedliche Lösung von Konflikten nicht aufzugeben und dafür zu beten.

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