Norbert Reithofer, Vorsitzender der BMW-Group, will auch in den kommenden Jahren „einen dreistelligen Millionenbetrag“ in neue Technologien investieren. Das Geld wird unter anderem in die Entwicklung des „nächsten 3er als Hybrid“ fließen. „Wir müssen unter anderem die Hybridisierung, also die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor, forcieren. BMW wird nicht nur den 7er, sondern auch den nächsten 5er und den nächsten 3er als Hybrid anbieten. Und wenn ich von Hybrid spreche, dann meine ich einen sogenannten Vollhybriden, mit dem man auch kürzere Strecken rein elektrisch fahren kann“, sagt Reithofer der WirtschaftsWoche.
Wo immer es sinnvoll ist, will BMW dabei mit anderen Herstellern kooperieren. Reithofer: „Ich bin der Meinung, dass nicht jeder Hersteller die nötigen Technologien neu erfinden sollte.“ Bei der Entwicklung des Elektroautos drängt laut Reithofer die Zeit: „Wenn ich mir China anschaue, dann kann es sein, dass das Land jetzt sehr zügig in Richtung Elektromobilität geht. Dann müssen wir bereit sein.“ Auch rechnet er damit, dass künftig in vielen Ländern ein gewisser Anteil der Neuzulassungen aus Elektroautos bestehen muss. Er erwartet, „dass der Anteil an Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 zwischen 5 und 15 Prozent liegen wird“. Anders als Daimler-Chef Dieter Zetsche geht Reithofer nicht davon aus, dass der Wasserstoffantrieb in den kommenden Jahren eine Rolle spielen wird: „Ich glaube, dass der Wasserstoffantrieb kaum vor 2030 kommen wird.“ Zetsche hatte angekündigt, 2015 ein wasserstoffbetriebenes Brennstoffzellen-Auto auf den Markt zu bringen.
Reithofer forderte die Politiker auf, beim Weltklimagipfel in Kopenhagen „ambitionierte Klimaziele“ zu vereinbaren. Es müssten „die Weichen gestellt werden für nachhaltige Mobilität“. Bei der Umsetzung der Klimaziele müsse die Politik dafür sorgen, „dass der Kauf von Elektroautos gefördert wird“. Reithofer: „Denn sonst wird zum Start die Nachfrage nicht groß genug sein.“ Auch müsse die Politik die Voraussetzungen für eine Infrastruktur schaffen, zu der beispielsweise Ladestationen oder einheitliche Stecker zählten. Daneben, so Reithofer weiter, „sollte mit Forschungsförderung die Entwicklung von Elektrofahrzeugen unterstützt“ werden. Die bisherige Förderung „reiche bei Weitem nicht aus“. Es stelle sich die Frage, „ob es jetzt nicht an der Zeit wäre für eine Forschungsförderung, die den deutschen Herstellern hilft, bei klimafreundlicher Technik insgesamt führend zu werden“. Denn ohne Elektroautos, so Reithofer, werde BMW „die CO2-Grenzwerte für 2020 nicht erreichen“.
"BMW bleibt 2010 weltweit führender Premiumhersteller“
Reithofer rechnet für 2010 mit Wachstum. „Das Premiumsegment wird 2010 aller Voraussicht nach wieder wachsen. Wir werden zudem auch von unseren neuen Modellen profitieren. BMW hat derzeit im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern die durchschnittlich älteste Modellpalette. Das ändert sich nun sukzessive. Insgesamt wird die BMW Group zwischen 2010 und 2012 ungefähr die Hälfte ihres Produktfolios erneuern“, sagt Reithofer. Prognosen, wonach Audi im kommenden Jahr der führende Premiumhersteller werden könnte, widersprach Reithofer: „BMW wird auch 2010 der weltweit führende Premiumhersteller bleiben.“
Betriebsbedingte Entlassungen werde es auch 2010 bei BMW nicht geben, kündigte der BMW-Chef an. „Wir werden aber weiter auf natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und freiwillige Aufhebungsverträge setzen“, sagte Reithofer. Der BMW-Chef plädierte für eine Verlängerung der maximalen Kurzarbeitsdauer, wie es zuvor bereits von VW-Chef Martin Winterkorn gefordert worden war. Dies sei „insbesondere für unsere Zulieferindustrie“ sinnvoll. Inwieweit auch BMW 2010 „punktuell“ von dem Werkzeug Kurzarbeit Gebrauch machen werde, stehe aber „noch nicht fest“.
Für das Gesamtjahr 2009 bekräftigte Reithofer gegenüber die Aussage „weiterhin schwarze Zahlen“ anzustreben. Niederschlagen würden sich im laufenden Geschäftsjahr allerdings Währungsbelastungen „im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, die jedoch unter dem Niveau des Vorjahres liegen“. In den Hauptwährungen sei das Unternehmen aber nahezu vollständig gesichert. Reithofer: „Trotzdem spüren wir natürlich das schwache Pfund. Zu schaffen machen uns momentan aber auch Währungen wie der Rubel, zumal hier die Sicherungsmöglichkeiten beschränkt sind.“