Novozymes Enzym-Weltmarktführer plant Zukäufe im Bio-Business

Der Name Novozymes ist vielleicht nicht jede bekannt, dabei ist der dänische Konzern Novozymes Weltmarktführer in der Enzym-Herstellung. Nun will Novozymes das Geschäft mit Biodünger und Mikroorganismen in den kommenden Jahren zu einem zweiten großen Standbein ausbauen.

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FRANKFURT. Der dänische Enzymhersteller Novozymes will das Geschäft mit Biodünger und Mikroorganismen in den kommenden Jahren zu einem zweiten großen Standbein neben der Herstellung von Enzymen für die Industrie ausbauen. "Unser Ziel ist es, in diesem sogenannten Biobusiness 2018 einen Umsatz von rund sechs Milliarden dänische Kronen zu erreichen", sagte Lars Hansen, Europachef des weltweit führenden Herstellers von Enzymen, dem Handelsblatt. Umgerechnet in Euro wären das rund 800 Millionen und eine Verzehnfachung des zuletzt erreichten Umsatzes in dieser Sparte.

Der vergangene Woche abgeschlossene Kauf der EMD-Agrosparte vom Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA für umgerechnet rund 222 Millionen Euro bringt Novozymes diesem Wachstumsziel einen wichtigen Schritt näher. Denn die EMD Crop Bioscience addiert einen Umsatz von rund 45 Millionen Euro zu den etwa 82 Millionen von Novozymes' Biosparte hinzu. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von EMD Crop Bioscience lagen bisher bei 15 Prozent.

Trotzdem will sich Novozymes im Bereich der sogenannten grünen Biotechnologie nach weiteren möglichen Akquisitionen umsehen. "Allein durch organisches Wachstum könnten wir das neue Standbein Biobusiness nicht so schnell ausbauen, wie wir das planen", sagt Hansen.

Biotechnologie für die Landwirtschaft gilt als zukunftsträchtiges Wachstumsfeld. Weil immer mehr Menschen auf der Welt ernährt werden müssen, sind biologische Lösungen, die den Ertrag von Pflanzen steigern, gefragt. Auch die Chemieindustrie ist an diesem Bereich interessiert. Der amerikanische Chemiekonzern Dupont beispielsweise will sich gerade mit der 5,8 Milliarden Dollar schweren Übernahme des dänischen Konkurrenten Danisco in diesem Markt verstärken.

Novozymes beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Mikroorganismen. Lange Jahre als Teil der Firma Novo Nordisk, von der Novozymes 2000 abgespalten und an die Börse gebracht wurde. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz auf 9,7 Milliarden dänische Kronen (1,3 Milliarden Euro) nahezu verdoppelt und der Nettogewinn auf 1,6 Milliarden Kronen mehr als verdreifacht.

94 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen derzeit mit Enzymen für die Industrie, wo Novozymes weltweit Marktführer vor Danisco ist. Novozymes liefert beispielsweise Enzyme für Waschmittel, damit diese bei niedrigen Temperaturen reinigen, oder für Lebensmittel, damit diese länger haltbar sind.

Im Geschäftsbereich Biobusiness stellt das Unternehmen unter anderem Hyaluronsäure her, die die pharmazeutische Industrie beispielsweise für die Herstellung von Augentropfen braucht. Außerdem beschäftigt sich Novozymes mit Projekten, wie städtischer Müll am besten gereinigt werden kann, und eben dem weiten Feld der grünen Biotechnologie. Vor EMD Crop Science haben die Dänen die brasilianische Agrofirma Turfal gekauft und 2007 den kanadischen Pflanzenimpfstoffhersteller Philom Bios.

Angesichts der erfolgreichen Geschäftsentwicklung und einer geringen Nettoverschuldung von 400 Millionen Kronen zum Jahresende 2010 dürfte Novozymes keine größeren Probleme haben, künftig ergänzende Akquisitionen zu finanzieren. Die Dänen sind unter anderem an angewandten Techniken interessiert. EMD Crop Bioscience beispielsweise hat eine patentierte Technologie, bei der ein natürlich vorkommendes Molekül die Wurzelentwicklung, Gesundheit und den Ertrag der Pflanze verbessert. Wichtiges Kriterium für Novozymes bei Zukäufen ist zudem, dass die Firmen ein sehr hohes Potenzial haben. Denn sie sollen zum langfristigen Ziel des Unternehmens, weiter zweistellig zu wachsen, kräftig beitragen können.

Biokraftstoffe aus Abfällen

Das klassische Geschäft mit den Enzymen will Novozymes laut Hansen aber ebenfalls weiter ausbauen. Ein Treiber dürfte das Thema Biokraftstoffe sein. Novozymes hat unter anderem ein Enzym entwickelt, mit dessen Hilfe aus landwirtschaftlichen Abfällen Biotreibstoff hergestellt werden kann. "Mit einer Kommerzialisierung rechnen wir ab 2013, wenn die entsprechenden Anlagen, die derzeit von verschiedenen Anbietern gebaut werden, an den Start gehen", sagt Hansen. In die Prognose von Novozymes ist dies bislang nicht eingerechnet.

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