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Öko-Winzer Bio-Wein liegt im Trend

Von der Bio-Begeisterung der Verbraucher profitieren zunehmend auch die deutschen Öko-Winzer. Das macht sich auch auf der weltweit wichtigsten Fachmesse für Bio-Weine, der "BioFach", bemerkbar, die heute in Nürnberg begonnen hat.

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Ein Besucher der Messe BioFach Quelle: dpa

Besonders Betriebe, die ihre Weine im Lebensmittel-Einzelhandel vermarkteten, spürten mit der wachsenden Zahl von Bio-Supermärkten und Abteilungen einen „Riesen-Sog“, sagt der Vorsitzende des größten Öko-Winzer- Verbandes Ecovin, Johann Schnell, in Guntersblum nahe Mainz. Günstige Angebote etwa aus Italien oder Spanien drückten jedoch bereits auf die Preise. Auch Ecovin ist auf der „BioFach“ mit einem guten Dutzend Winzern vertreten.

Insgesamt präsentieren in Nürnberg 336 Aussteller aus 21 Nationen dem Fachpublikum ihre Weine. Neben Deutschland mit 52 Winzern sind nach Messeangaben die führenden Bio-Weinbau-Nationen Italien (42), Spanien (38), Frankreich (26) und Österreich (26) vertreten, aber auch Chile, Griechenland, Portugal, die Schweiz und Südafrika. Bio-Weinbau führt in Europa noch ein Nischendasein: Er macht nur etwa vier Prozent der gesamten Weinproduktion aus.

Beim Anbau liegt Italien mit 30.000 Hektar Rebfläche vorne. Jeweils etwa halb so viel entfallen auf Frankreich und Spanien. In Deutschland werden rund 2800 Hektar - das entspricht 2,8 Prozent der Anbaufläche - biologisch bewirtschaftet, sagt Professor Randolf Kauer vom Fachbereich Geisenheim der Fachhochschule Wiesbaden. „Aber in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Fläche verdoppelt, die Umstellungswilligkeit der Weingüter und das Interesse am Öko-Weinbau sind derzeit sehr hoch.“

Einen starken Schub habe ökologisch produzierter Wein durch das Bio-Siegel der Bundesregierung bekommen, da Laien nun Öko-Wein im Supermarktregal besser erkennen könnten, sagt Kauer, der den einzigen Lehrstuhl für ökologischen Weinbau in Deutschland innehat. „Das macht die Sache jetzt auch für Kellereien und Genossenschaften interessanter“ - also Produzenten größerer Mengen.

Zusätzlichen Schwung bekäme der Bio-Boom dadurch, dass auch viele Spitzen-Winzer des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ihren Anbau umgestellt hätten. „Die Top-Betriebe geben die Marschrichtung vor.“ Im ökologischen Weinbau wird auf Mittel gegen Schädlinge, Unkraut und synthetische Spritzmittel gegen Pilze verzichtet. Zudem kommen die Winzer nahezu komplett ohne mineralischen Dünger aus. „Wir setzen dagegen auf Pflanzenstärkungsmittel und organische Dünger“, sagt Ecovin-Winzer Schnell.

Laut EU-Richtlinien für Öko-Weinbau ist bislang jedoch lediglich der Anbau im Weinberg geregelt, nicht die Verarbeitung der Trauben im Keller. Nicht mehr lange: Voraussichtlich bis 2009 soll eine neue Kellerrichtlinie kommen. Baut ein Winzer seinen Wein bio-dynamisch an, gelten zusätzliche Regeln - etwa der Einsatz spezieller Präparate in homöopathischen Dosen. Zudem gibt es für die Arbeit an der Pflanze feste Termine, die sich unter anderem nach den Mondphasen richten.

Professor Kauer vergleicht derzeit in einem wissenschaftlichen Langzeitversuch konventionellen mit biologischem und bio-dynamischen Anbau - mit ersten Ergebnissen rechnet der Forscher 2009. Nach den Erfahrungen von Schnell liegen die wirtschaftlichen Risiken eines Öko-Betriebes nur noch leicht über denen eines konventionellen Hofs. Insgesamt bedürfe der Öko-Weinbau mehr Fachwissen. „Wir können beispielsweise nicht nach dem Pflanzenschutzplan arbeiten, den Anbieter von Spritzmitteln zu Beginn des Jahres verschicken.“

Ecovin hatte im Gründungsjahr 1985 rund 80 Mitglieder, inzwischen stagniere die Zahl seit rund zehn Jahren bei etwa 200. Dennoch habe die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe deutlich zugenommen - jedoch träten die Winzer keinem Verband bei. Eine Umstellung der Produktion kann sich durchaus lohnen - auch wenn sie mit Risiken verbunden und langwierig ist. Nach Ansicht des Wein-Experten und Autoren Wolfgang Hubert aus Schwarzenbruck im Nürnberger Land „ist der Markt mehr bereit für Bio“ als je zuvor. „Das ist der Trend schlechthin, viele Händler und die meisten Importeure schreien nach Bioweinen.“

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