Ökonomen sehen auch Vorteile in der Verschiebung der Währungsrelationen US-Defizite schwächen den Dollar

Der Kurs des Dollars wird zumindest kurzfristig weiter an Wert verlieren. Darüber sind sich die Währungsexperten weitgehend einig. „Wir rechnen damit, dass die US-Währung gegenüber dem Euro im ersten Quartal des neuen Jahres auf bis zu 1,40 Dollar absinkt“, sagt Robert Sinche, Chef-Währungsstratege bei der Bank of America in New York.

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HB DÜSSELDORF. Während Sinche danach ein Comeback des Greenbacks erwartet und für Ende 2005 einen Kurs von 1,27 Dollar voraussagt, sind andere skeptischer. So rechnet Bankim Chada, Chef-Währungsstratege bei der Deutschen Bank in New York, am Ende des neuen Jahres mit einem Kurs von 1,43 Dollar. „Die US- Währung muss noch weitere 30 Prozent fallen“, sagt er mit Blick auf das riesige Defizit in der amerikanischen Leistungsbilanz. Der Fehlbetrag gegenüber dem Ausland wird nach Meinung von Experten im neuen Jahr auf mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Grund für die divergierenden Prognosen beim Kurs des Dollars sind unterschiedliche Einschätzungen über die treibenden Kräfte auf den Devisenmärkten. So setzt Sinche darauf, dass sich mittelfristig die guten wirtschaftlichen Fundamentaldaten der USA auf den Märkten durchsetzen werden. „Der starke Dollar wird die Euro-Konjunktur dämpfen und macht eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr unwahrscheinlich“, sagt der Währungsexperte. Ein stärkeres Wachstum in Amerika und eine wachsende Zinsdifferenz zu Gunsten der USA, so kalkuliert Sinche, macht den Greenback auf den internationalen Devisenmärkten wieder attraktiver. Sollte die EZB ihr Zinsniveau bei zwei Prozent halten und die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) – wie von den meisten Ökonomen erwartet – ihre Leitzinsen auf 3,5 Prozent oder mehr erhöhen, wären Geldanlagen in Dollar profitabler. Schwache Währung ist notwendig, um Handelsdefizit abzubauen Chada glaubt dagegen, dass die Korrektur auf den Währungsmärkten noch nicht vorüber ist. „Entscheidend ist, dass ausländische Investoren spürbar zurückhaltender geworden sind, ihr Geld in den USA anzulegen“, sagte der Deutsche- Bank-Experte. Daran habe auch ein stärkeres Wachstum in den USA nichts geändert. Die Zinsdifferenz werde 2005 zwar eine größere Rolle spielen, den Trend aber nicht umkehren. An eine Entlastung des Euros durch eine Aufwertung der chinesischen Währung Yuan, dies wurde bereits im Jahr 2004 mehrfach diskutiert, glaubt Chada nicht. Diese Auffassung teilt auch Jürgen Michels, Senior Economist der Citigroup. „Der Dollar wird im Jahr 2005 seine breite Abwärtsbewegung fortsetzen“, erwartet er. Dabei werde der Euro eine Hauptlast dieser Dollar-Abwertung tragen. Bis Ende des Jahres erwartet die Citigroup einen Euro-Kurs von 1,44 Dollar. Der handelsgewichtete Kurs des Euros werde im kommenden Jahr allerdings nur leicht aufwerten. „Wir erwarten eine Steigerung von drei bis vier Prozent“, sagt Michels. Dahinter steckt die Erwartung, dass sich der Euro gegenüber anderen Währungen nur geringfügig verändern wird. Der Citigroup-Experte ist auch auf längere Sicht für die amerikanische Währung wenig positiv gestimmt. „Über die kommenden Jahre wird der Dollar auf breiter Front weiter an Wert verlieren und damit einen Beitrag zur Reduktion des Leistungsbilanzdefizits in den USA leisten“, sagt Jürgen Michels.

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