
Doch der neue Präsident Dmitri Medwedew beteuert, dass die Führung nichts mit den Strafverfahren, Razzien und Behördenschikanen zu tun hat. Ob damit das Image Russlands als Investitionsstandort nach dem Sündenfall Yukos wieder besser wird, bleibt fraglich. Unklar ist vor allem, was die mächtigen russischen Anteilseigner bei TNK-BP vorhaben.
Nach monatelangen Auseinandersetzungen liegen in der Konzernführung die Nerven blank. Der von BP entsandte Vorstandsvorsitzende Robert Dudley reiste diese Woche nahezu Hals über Kopf aus, um das Unternehmen vom Ausland aus weiter zu führen. Er verlasse Russland wegen einer andauernden „Schikanierung des Unternehmens und seiner selbst“, klagte der Amerikaner.
Auch russische Anteilseigner haben alle Zurückhaltung fahren lassen
Er sei mit „nie da gewesenen Ermittlungen, Verfahren, Erkundigungen und anderen Auflagen konfrontiert“ gewesen. „Es macht mich traurig zu sagen, dass wir nirgends so behandelt wurden wie derzeit in Russland“, sagte der BP-Vorsitzende Peter Sutherland. Er sprach von einer „Manipulation von Teilen des russischen Staates“. Bereits zuvor hatte Dudley den Kontrahenten im eigenen Haus einen „Zynismus“ vorgeworfen, der das Unternehmen zu zerstören drohe. Nach einem Schlagabtausch an gegenseitigen Klagen und Unterstellungen hatte der Betriebsrat den Amerikaner zuletzt beschuldigt, systematisch russische Mitarbeiter zu benachteiligen.
Auch der russische Anteilseigner - das AAR-Konsortium - hat längst alle Zurückhaltung fahren lassen. Die Oligarchen Viktor Wekselberg, Michail Fridman und Leonard Blawatnik (Hauptaktionär bei Air-Berlin) versuchen vergeblich, den verhassten Dudley abzusetzen. Vordergründig heißt es, BP führe das gemeinsame Unternehmen nach Gutdünken. Während die russischen Anteilseigner sich für ausländische Förderprojekte stark machen, will BP die Position von TNK-BP als drittgrößter Förderkonzern auf dem russischen Markt noch weiter ausbauen.