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Ölkatastrophe Wie sich die BP-Partner aus der Ölpest-Affäre ziehen

Zwischen BP und seinen Partnern bei der Ölbohrung im Golf von Mexiko zeichnet sich ein möglicherweise jahrelanger juristischer Streit ab. Es geht um die Frage, wer die Folgekosten des Öldesasters zu tragen hat. Das bringt weitere Unsicherheiten für mögliche Investoren.

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Reinigungsarbeiten an einem Quelle: AP

Endlich einmal positive Nachrichten – danach flehen die Verantwortlichen beim von der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko geschüttelten Energiekonzern BP. Doch sollte es in den nächsten Wochen endlich gelingen, den weiteren Ausfluss von Rohöl durch die beiden derzeit voran getriebenen Parallelbohrungen zu stoppen, könnte das für den Überlebenskampf des Multis zwar ein Tag der Erleichterung werden, aber  ebenso ein äußerst kritischer Moment.

Der BP-Aktienkurs dürfte an diesem Tag einen Freudensprung vollführen. An den Börsen kursieren Szenarien über mögliche Investoren, die nur auf diesen Moment warten würden. Sobald das Ende der Katastrophe absehbar sei, könnte der angeschlagene Konzern zum Übernahmekandidaten werden, den man zerteilen und zerschlagen könne. In den letzten Wochen hat sich BPs Börsenwert halbiert. Bohrrechte und Ölvorkommen von BP wären deutlich mehr wert als die aktuelle Börsenkapitalisierung von BP von rund 91 Milliarden Dollar widerspiegele, so lautet die kühle Rechnung - auch wenn man die Verpflichtungen berücksichtige, hohe Folgekosten des Desasters zu übernehmen.

Streit mit den Partnern

Endgültige Klarheit über die gesamten Folgekosten der Umweltkatastrophe wird es voraussichtlich erst in mehreren Jahren geben. Zudem ist fraglich, ob BP einen Teil davon auf seine Partner beim Macondo Prospect Ölfeld, das die Bohrinsel Deepwater Horizon anzapfte, abwälzen kann. BP verlangt von Anadarko Petroleum und der japanischen Gesellschaft Mitsui Oil Exploration Corporation bereits jetzt 400 Millionen Dollar Schadenbeteiligung. Anadarko hält 25 Prozent an dem Ölfeld, Mitsui zehn Prozent, BP 65 Prozent.  

Für Anadarko, dessen Aktie seit der Explosion auf der Ölplattform am 20. April parallel zur BP-Aktie um rund 50 Prozent eingebrochen ist, wäre eine proportionale Beteiligung an den Schadenersatzzahlungen eine existenzbedrohende Summe. Allein für den Anteil an dem nicht gedeckelten Entschädigungsfonds, dem BP nach massivem Druck aus Washington vor wenigen Wochen zustimmte, müsste Anadarko dann fünf Milliarden Dollar aufbringen. „Wir erwarten, dass andere Parteien ihre Verpflichtungen erfüllen,“ hatte der mittlerweile kalt gestellte BP-Chef Tony Hayward bereits Mitte Juni in Richtung Anadarko gedroht. Zuvor hatte ein Anadarko-Sprecher sich geschockt gezeigt: Es gebe mehr und mehr Hinweise dafür, dass BP grob fahrlässig gehandelt oder sogar bewusst gegen Regeln verstoßen habe. Deshalb sei Anadarko nicht verantwortlich und werde sich gegen Forderungen zur Wehr setzen.

Mit Mitsui muss sich BP womöglich ebenfalls vor Gericht streiten. Die japanische Gesellschaft will zwar auf alle Ansprüche auf Erträge aus dem Ölförderprojekt verzichten. Doch ob überhaupt und wann schließlich dort Öl gefördert werden kann ist ohnehin ungewiss. Das Geld, so teilten die Japaner großzügig mit, solle dafür verwendet werden, den von der Katastrophe Betroffenen zu helfen und die Umweltschäden zu beheben. Mehr will Mitsui aber nicht zahlen. Vor allem nichts aus der eigenen Kasse. Ob sie damit durchkommen, das werden wohl amerikanische Richter entscheiden.   

Auch zwischen BP und Halliburton, dem Unternehmen, das den  Bohrzement geliefert hat, zeichnet sich ein womöglich langwieriger juristischer Kampf ab. Nicht anders sieht es zwischen BP und Transocean aus, dem offiziellen Betreiber der Bohrplattform. Halliburton und Transocean berufen sich auf die Kooperationsverträge mit BP. Demnach habe der Mehrheitseigner der Ölquelle die volle Verantwortung für alle Kosten zu übernehmen, die durch Umweltverschmutzung und Kontaminierung entstehen würden.  

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