Österreichischer Ex-Kanzler Sebastian Kurz gründet Cybersecurity-Firma

Kurz hat sich mit dem umstrittenen Ex-Chef von NSO zusammengetan, der die Spähsoftware Pegasus mitentwickelt hat. Gemeinsam wollen sie kritische Infrastrukturen schützen.

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Seit seinem Rücktritt ist er als „Global Strategist“ bei der Thiel Capital LLC des Milliardärs Peter Thiel tätig. Quelle: dpa

Der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz gründet ein Cybersecurity-Start-up, das sich auf den Schutz kritischer Infrastrukturen konzentriert. Dafür hat sich Kurz mit Shalev Hulio zusammengetan, dem ehemaligen Chef des israelischen Spyware-Programmierers NSO Group.

Ihr Unternehmen namens Dream Security erhielt in einer von dem Risikokapitalgeber Dovi Frances angeführten Finanzierungsrunde 20 Millionen Dollar, so ein Sprecher. Dream plant laut eigener Aussage die Entwicklung einer auf künstlicher Intelligenz basierenden Software, die Cyber-Bedrohungen beobachtet und auf diese reagiert.

Kurz musste letztes Jahr zurücktreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet hatte, wonach er während seines Aufstiegs zum Regierungschef mit Steuergeldern finanzierte, manipulierte Umfragen in Medien platziert haben soll. Seitdem ist er als „Global Strategist“ bei der Thiel Capital LLC des Milliardärs Peter Thiel tätig. Kurz hat jegliches Fehlverhalten bestritten, eine Anklage wurde bisher nicht erhoben.

Hulio war als Leiter von NSO bekannt geworden, dessen Pegasus-Software an Regierungsstellen und Strafverfolgungsbehörden verkauft wird, die damit Mobiltelefone hacken können. Er schied im August im Zuge einer Umstrukturierung aus. Auch Gil Dolev - früher Chef eines israelischen Technologieunternehmens, das Geheimdienste belieferte - gehört zu den Gründern des Unternehmens.

„Wir haben beschlossen, die nachrichtendienstliche Seite zu verlassen, die offensive Seite, wenn Sie so wollen, und uns der defensiven Seite zuzuwenden“, sagte Hulio in einem Interview.

„Wir haben erkannt, dass die größte Herausforderung in der Cyberwelt die kritischen Infrastrukturen sind“. Das neue Unternehmen richte sich in erster Linie an europäische Länder, so Hulio, „weil ich glaube, dass sie aufgrund der geopolitischen Lage derzeit die größten Bedrohungen haben.“

Laut einem Bericht von Menschenrechtsgruppen aus dem vergangenen Jahr wurde die Spionagesoftware von NSO in mehr als 60 Fällen eingesetzt, die sich gegen Dissidenten und Regierungskritiker in Ländern wie Ruanda, Togo, Spanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Mexiko, Marokko und Indien richteten. NSO erklärte damals, dass es jede missbräuchliche Verwendung seines Systems untersuche. In jüngster Zeit hat das Unternehmen erklärt, dass es sich künftig auf Nato-Mitgliedstaaten konzentrieren wird.

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