Oktoberfest Vom Bankdirektor zum Wiesnwirt

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Eine Investition, die sich lohnt, nicht nur auf dem Wirts-Konto: „Mit dem Flair der Wiesn ist es wie mit einem Zirkus: Wer einmal hier gearbeitet hat, will immer wieder dabei sein“, sagt Schottenhamel und lässt den Blick kreisen durch die wohl größte unter den Festhallen. Der Mann muss es wissen, nicht weniger als 50 Oktoberfeste hat er miterlebt. Fast alle Jobs im Zelt hat er selbst schon einmal gemacht, vom Schankkellner bis zur Büroarbeit. Seit vielen Jahren ist er zusammen mit seinem Cousin Christian Herr über mehrere Hundert Kellnerinnen, ein Dutzend Musiker sowie zahlreiche Köche und Bierausschenker.

Schottenhamel stellt schon die vierte Generation einer etablierten Wirtsdynastie, die bereits seit 1867 auf der Wiesn vertreten ist. Obwohl er nach dem Studium eine Banklehre absolvierte und 15 Jahre Direktor bei der Münchner Bank war, konzentriert er sich heute ganz auf die Gastronomie. Die Schottenhamels herrschen in München über ein weitverzweigtes Firmenimperium, inklusive einiger Restaurants sowie dem berühmten Löwenbräukeller.

Die fünfte Generation, die Söhne Michael und Thomas, sind auch schon auf der Wiesn eingespannt. Sie sorgen mit dafür, dass „der Schottenhamel“ nicht nur die Politprominenz und zahlreiche Stammgäste anzieht. „Vor ungefähr 15 Jahren haben die jungen Leute die Wiesn neu entdeckt“, freut sich der Senior. Vor allem Bierfreunde zwischen 20 und 25 stürmten in den vergangenen Jahren das Zelt, um auf den Holzbänken, umgeben von einem Meer aus Maßkrügen und waggonweise halben Hendl, bayrisches Brauchtum zu zelebrieren. An manchen Samstagen seien um viertel nach neun in der Früh schon alle nichtreservierten Plätze belegt, sodass er zusperren müsse, um Überfüllung zu vermeiden.

Entsprechend freundlich sind auch die Geschäftsaussichten für die Wiesn 2008, die Festzelte sind seit Monaten ausgebucht – kaum ein alteingesessenes Münchner Unternehmen kann es sich leisten, nicht seine eigene Boxe zu reservieren. Pro Platz kann die locker mit 100 Euro zu Buche schlagen, ein halbes Hendl und zwei Maß Bier inbegriffen. Peter Schottenhamel blickt zufrieden auf die Reservierungsliste: „Nähme man die Wiesn als Barometer, müssten wir gerade eine blühende Konjunktur erleben.“

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