
Das Auswärtige Amt in Berlin verwies am Freitag darauf, dass die chinesischen Behörden aus Sicherheitsgründen nun mehr Dokumente verlangten als bisher.
Die deutsche Wirtschaft warnte vor einer Dramatisierung der Vorgänge, auch wenn sie die Unternehmerschaft nicht ohne Sorgen ließen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, ungeachtet der schärferen Prüfung von Visa-Anträgen handele es sich nicht um neue Rechtsvorschriften Chinas.
Auch die bestehenden Regeln für Studentenvisa blieben in Kraft. Nachfragen der deutschen Botschaft in Peking bei drei Ministerien hätten ergeben, dass die Hochschüler während der Spiele im August im Land bleiben dürften.
Sie müssten jedoch eine Bescheinigung ihrer Universität vorlegen, dass sie für das nächste Studienjahr eingeschrieben seien. Auch das chinesische Bildungsministerium widersprach Berichten, wonach ausländische Studenten das Land während der Spiele verlassen müssen.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mahnte zur Gelassenheit. „Es ist überhaupt nicht sachdienlich, wenn wir hier in irgendeiner Form überreagieren, genauso wie es nicht sachdienlich wäre, wenn China überreagiert“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.
Im Einzelfall sei es für Geschäftsleute ärgerlich und belästigend, wenn China neue bürokratische Hürden aufbaue. Bei deutschen Konzernen wie BASF oder dem Autozulieferer Bosch hieß es, die Mitarbeiter seien auf längere Bearbeitungs- und Wartezeiten eingestellt. Noch gebe es keine Auswirkungen.
Bei Daimler hieß es, es seien Beeinträchtigungen aufgetreten, jedoch erst in jüngster Zeit. Es sei daher noch nicht absehbar, welche Auswirkungen diese hätten. Der Sportartikel-Hersteller Adidas sagte nach den Protesten in Tibet und den Turbulenzen um den Fackellauf eine für Ende April geplante Journalistenreise nach Peking ab. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass sich zu wenige Berichterstatter angemeldet hätten, einige von ihnen hätten Probleme mit dem Visum gehabt. Konzernchef Herbert Hainer wollte auf der Reise über seine Pläne in China und die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele berichten.
Für China hat Sicherheit höchste Priorität
„Ich kann Ihnen versichern, dass es keine Probleme geben wird, Visa für alle normalen Besuchs-, Geschäfts- und Urlaubsreisen in China zu beantragen“, hatte die Pekinger Außenamtssprecherin Jiang Yu bereits am Donnerstag gesagt.
Die chinesische Führung machte wiederholt deutlich, dass sie der Sicherheit während der Olympischen Spiele im August höchste Priorität einräumt. Nach dem massiven chinesischen Vorgehen in Tibet ist die Reise des Olympischen Feuers um den Erdball von heftigen Protesten begleitet worden. So erzwangen Demonstranten in Paris den Abbruch des Fackellaufs.
Die Flamme traf mittlerweile in Thailand ein und soll am Samstag durch die Straßen der Hauptstadt Bangkok getragen werden. Griechenland hatte 2004 als Ausrichter der Spiele in Athen Einreisebestimmungen verschärft. Zum Ärger von Obstbauern erteilten die griechischen Behörden damals Erntearbeitern aus Albanien und Bulgarien, das zu dieser Zeit noch nicht Mitglied der EU war, keine Einreisevisa. In der Folge verfaulten Tausende Tonnen Pfirsiche auf den Bäumen. Zur Abwehr von Hooligans aus EU-Ländern führte auch Deutschland als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vorübergehend wieder Grenzkontrollen ein.