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Opel Gratulation, General Motors!

Die Opel-Mutter General Motors ein Chaos-Laden? Die US-Bosse wankelmütige Gesellen, die sich mal dies, mal das einfallen lassen? Am Ende Weicheier, die vor deutschen Politikern und Gewerkschaftern einknicken und auf Friede, Freude, Eierkuchen machen? Alles Papperlapapp. GM hat sich in den vergangenen Monaten in eine Position gebracht, die nur eines verdient: Respekt.

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GM hat sich in eine Quelle: dpa-Zentralbild

Aus heutiger Sicht erscheint alles, was GM bis zuletzt mit Opel veranstaltete, wie eine glückliche Fügung. Erstens konnte den Amerikanern mit dem ausgefeilten Übernahmeangebot von Magna und der Festlegung der Bundesregierung und der betroffenen Ministerpräsidenten auf den kanadisch-östereichischen Zulieferer nichts Besseres passieren. GM bekam auf diese Weise kostenlos ein viele Millionen Euro teures Konzept in die Hand, wie sich Kapazitäten bei Opel abbauen lassen, alles in allem über 10 000 Jobs, davon viele auch in Deutschland.

Zugleich hat Magna mit diesem Konzept GM die Zustimmung der Gewerkschaften zu tiefen Einschnitten bei Löhnen und Gehältern sowie die Bereitschaft der Bundeskanzlerin zu milliardenschweren Hilfen mitgeliefert. Alles, was GM jetzt an Erhalt oder Streichung von Arbeitsplätzen in Deutschland vorhat, entspricht grosso modo den Größenordungen von Magna. Dass dahinter schieres betriebswirtschaftliches Kalkül steht, ist bei den hart gesottenen Managern im GM-Verwaltungsrat fast eine Binse. Eingedenk dieser Vorgeschichte verbietet die Logik, dass Gewerkschafter oder Politiker nun im Grundsatz etwas gegen die GM-Pläne für Opel haben können.

GM hat wieder uneingeschränkt Gewalt über Opel

Zweitens hat sich GM in eine Lage gebracht, die dem Konzern jetzt größtmögliche Entscheidungsfreiheit bei Opel bringt. Der Überbrückungskredit der Bundesregierung ist zurückbezahlt, Opel damit wieder uneingeschränkt in der Verfügungsgewalt der US-Mutter. Sollte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hart bleiben und kein Steuergeld etwa für Bürgschaften locker machen, wäre das kein Drama.

GM geht es mit der US-Regierung als Mehrheitsaktionär und nach der Brutalo-Restrukturierung in der Kurzinsolvenz inzwischen so gut, dass das Unternehmen offenbar in der Lage ist, dem US-Staat Geld zurückzubezahlen. Ein Tritt auf die Tilgungsbremse, um mit der einen oder anderen Milliarde aus der eigenen Kasse die strategisch wichtige Tochter Opel zu sanieren, dürfte für GM da kein unüberwindbares Problem sein.

Drittens wird sich kein deutscher Politiker trauen, GM die Unterstützung zu versagen, wenn sich damit der betriebswirtschaftlich erforderliche Stellenabbau sozialverträglich gestalten lässt. Etwas Besseres, um die Stimmung bei den verbleibenden Opelanern zu heben und für Freude über das eigene wirtschaftliche Überleben zu sorgen, kann GM gar nicht passieren. Auch dass Opel und GM flüssig genug sind, die Verhandlungen darüber bis in die Vorwahlkampfzeit in Nordrhein-Westfalen hinein zu ziehen - Kompliment! Das nennt man Timing.

Viertens erhält sich GM mit dem Erhalt vorläufig sanierter Werke in der Autohochburg Deutschland alle Optionen. Springt die Wirtschaft im größten Markt Europas an, verfügt GM über die erforderlichen Kapazitäten und steht mit erfolgversprechenden Modellen in den Startlöchern - Modelle, auf deren Grundlage auch Fahrzeuge für andere Märkte denkbar sind und die sich auch anderswo fertigen ließen. Stottert die Autokonjunktur, wird neu gerechnet - ohne sich fremden Miteigentümern und Politikern gegenüber rechtfertigen zu müssen.

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