Pharma Neues Medikament soll Bayer Milliarden bringen

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Labor bei Bayer: 200.000 Substanzen wurden für die neue Thrombose-Tablette untersucht

„Es kann immer noch passieren, dass unerwünschte Nebenwirkungen erst Jahre nach der Zulassung auffallen – auch wenn das Medikament vorher an Zehntausenden Patienten getestet wurde“, sagt Thomas Sudhop, Abteilungsleiter beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, der deutschen Zulassungsbehörde.

So wie damals bei Lipobay. Den Cholesterinsenker nahm Bayer im August 2001 vom Markt – nachdem etliche Patienten über Muskelschwund geklagt hatten. Jahrelang musste sich Bayer, vor allem in den USA, gegen Tausende Klagen wehren – und wendete am Ende mehr als eine Milliarde Dollar für Vergleichszahlungen auf.

Verloren waren die fest eingeplanten Milliardeneinnahmen, der Bayer-Aktienkurs stürzte ab. Das Lipobay-Desaster belastete nicht nur das Medikamenten-Geschäft von Bayer, sondern den gesamten Konzern.

Es war die Zeit, als Konzernchef Wenning im Pharmaforschungszentrum Wuppertal Arbeitsplätze und Entwicklungsprojekte strich. Perzborn, die bereits dort seit 1979 für Bayer arbeitet, durfte mit ihren Kollegen weitermachen – und trieb die Entwicklung von Xarelto voran.

Andere Bayer-Forscher arbeiteten in den USA unverdrossen an Nexavar, einem Mittel gegen Nieren- und Leberkrebs – Tumorarten, mit denen sich damals erst wenige Pharmaforscher beschäftigten.

Das Forschen hat sich gelohnt. Sowohl Xarelto als auch Nexavar entwickelten sich erfolgreich. Inzwischen scheint Bayer im Medikamenten-Geschäft die Kehrtwende zu schaffen. Zwar ist das Unternehmen noch längst kein reinrassiger Pharmakonzern.

Der Hersteller von Aspirin oder dem Fußpilzmittel Canesten macht noch immer über die Hälfte seines Gesamtumsatzes von 32 Milliarden Euro mit Pflanzenschutzmitteln und hochwertigen Kunststoffen.

Doch der Schwung kommt inzwischen wieder aus dem Pillengeschäft, das im vergangenen Jahr 7,5 Milliarden Euro einbrachte. Vor zwei Jahren kaufte Bayer noch den Berliner Pharma-Konkurrenten Schering zu – seither gehören auch Verhütungspillen und Präparate gegen multiple Sklerose zum Medikamenten-Sortiment.

„Gemessen am Umsatz steht Bayers Pipeline im Vergleich zur Konkurrenz sehr ordentlich da“, sagt Franz-Robert Klingan, Pharmaexperte und Partner bei der Unternehmensberatung Bain & Company. Angeblich interessieren sich deutlich größere Pharmakonzerne wie Novartis oder auch Pfizer dafür, Bayer zu übernehmen – der vielversprechenden Medikamente wegen.

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