Pharmaindustrie Mehr Unterstützung für Contergan-Opfer

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Harald Stock Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Viele Mediziner halten Ihr neues Top-Produkt Palexia gegen starke Schmerzen für eine überteuerte Scheininnovation und sehen keinen Wirkvorteil gegenüber klassischen Medikamenten. War der ganze Entwicklungsaufwand vergeblich?

Die Zulassungsstudien haben gezeigt, dass Palexia bei gleicher Wirksamkeit bei den Nebenwirkungen besser abschneidet...

...obwohl Palexia Verstopfungen und Störungen des zentralen Nervensystems hervorrufen und abhängig machen kann?

Ich sag ja nicht, dass Palexia frei von Nebenwirkungen ist. Aber es ist ein Fortschritt gegenüber anderen Medikamenten. Seit Jahrzehnten hat kein Schmerzmittel mehr eine so gute Einführung hingelegt wie Palexia. Wir haben das Präparat erst 2010 in Europa eingeführt und in den vergangenen zwölf Monaten bereits einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielt. In fünf, sechs Jahren werden wir mit Palexia einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erreichen.

Damit würde die Zukunft von Grünenthal an einem einzigen Medikament hängen?

Nein, wir wollen alle fünf Jahre ein neues Schmerzmittel auf den Markt bringen. Für 2016 ist bereits ein Präparat gegen neuropathische Schmerzen in Vorbereitung. Und wir haben eine Technologie entwickelt, die Tabletten unzerstörbar macht. Die kriegen Sie dann auch mit 50 Hammerschlägen nicht kaputt.

Wozu soll das gut sein?

Damit wollen wir dem Missbrauch etwa von Narkotika als Partydroge vorbeugen. Jugendliche, vor allem in den USA, zermalmen oder spalten Schmerztabletten in Bestandteile, um sich aufzuputschen. Mit unserer TRF-Technologie geht das dann nicht mehr. Viele Unternehmen haben unsere Erfindung gekauft; wir erzielen so ordentliche Lizenzeinnahmen.

Reden Sie auch mal mit Patienten, bevor Sie Ihre Schmerzpillen fertig entwickeln?

Stock: Neulich gab es ein Treffen unserer obersten Führungskräfte mit Schmerzpatienten. Die Patienten haben über Nebenwirkungen berichtet und darüber, wie sie als chronische Schmerzpatienten sozial isoliert sind. Es gibt auch Patientenbotschafter, die in unsere Abteilungssitzungen kommen. Das gibt es in anderen Unternehmen nicht so häufig. Wir wollen die Bedürfnisse der Kranken genau kennenlernen – und daraus Therapien entwickeln, die für die Patienten einen Unterschied machen. Wir sind noch am Anfang. Aber ich bin überzeugt, dass der Weg richtig ist. Wir wollen das patientenzentrierteste Unternehmen der Branche werden. 

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