
Die Pilotenvereinigung Cockpit kündigte heute einen flächendeckenden Arbeitskampf ab dem kommenden Montag an. Es seien mehr als 4000 Piloten zum Streik aufgerufen, erklärte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Der Streik soll bis einschließlich Donnerstag kommender Woche andauern. Betroffen sind Flüge der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings.
Erinnerungen werden an die Warnstreiks der Piloten bei der Lufthansa vom Frühjahr 2001 wach, als damals von den dreimaligen Arbeitsniederlegungen mehr als 200 000 Passagiere betroffen waren. Damals half Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher als Vermittler in zähen Verhandlungen eine Lösung zu finden. Eine Zahl der aktuell vom Ausfall bedrohten Flüge nannte die Gewerkschaft nicht.
Die Lufthansa richtet sich mit einem Notfallplan auf die Streiks ein. Der Streikaufruf sei „unverhältnismäßig“, erklärte die Fluggesellschaft. Ein Streik schade dem Unternehmen, seinen Kunden und Mitarbeitern in hohem Maße.
Streik kostet Lufthansa täglich zehn Millionen Euro
Ein Pilotenstreik könnte nach Einschätzung der LBBW der Lufthansa täglich einen Verlust von zehn Millionen Euro oder mehr einbrocken. Analyst Per-Ola Hellgren hält gerade zum jetzigen Zeitpunkt, an dem die Branche vor einer Erholung steht, einen langwierigen Arbeitskampf für gefährlich für die Fluggesellschaft. Sollte der Streik länger als drei oder vier Tage dauern, müsse er die ohnehin schon konservativen Projektionen weiter senken, warnte Hellgren, der sowohl das Kursziel von Lufthansa von 13 Euro als auch die Anlageempfehlung „buy“ überprüfen will.
Die Lufthansa-Aktien waren mit einem Abschlag von bis zu 0,4 Prozent auf 10,91 Euro bis zum Mittag nur moderat belastet.
Große Piloten-Mehrheit für Streik
Bei der Urabstimmung haben heute knapp 94 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für den Streik gestimmt. Notwendig wäre eine Zustimmung von 70 Prozent gewesen. In dem Tarifkonflikt geht es unter anderem um Gehaltsforderungen und um die Sicherung von rund 4500 Arbeitsplätzen im Inland.
Der Sprecher der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm, hielt dem Unternehmen vor, bestehende Tarifverträge verletzt zu haben und zunehmend etablierte Arbeitsplätze in billigere Konzerngesellschaften zu verlagern. Die Gewerkschaft hatte die Tarifverhandlungen bereits im Dezember 2009 für gescheitert erklärt. Die VC hatte 6,4 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert. Allerdings schloss sie auch eine Nullrunde als Gegenleistung für eine Arbeitsplatzgarantie nicht aus. Der Lufthansa-Vorstand hatte an die Piloten appelliert, das Unternehmen in der wirtschaftlich schwierigen Lage nicht mit einem Arbeitskampf zu belasten.
Die Vorbereitungen bei der Lufthansa auf den Streik laufen. Man spiele verschiedene Maßnahmen und Szenarien durch, um die Auswirkungen eines Arbeitskampfes für die Fluggäste möglichst gering zu halten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Zum möglichen Ausmaß der Arbeitsniederlegungen wollte sich die Lufthansa nicht äußern. Das Unternehmen habe in langen und intensiven Verhandlungen Lösungsbereitschaft gezeigt, heißt es in einer Mitteilung der Lufthansa AG: „Allerdings hat die Vereinigung Cockpit Forderungen nach Arbeitsplatzsicherheit zusätzlich mit weitgehenden Mitspracherechten bei unternehmerischen Grundsatzfragen und damit einem Eingriff in die Geschäftsführung verknüpft. Diese Verknüpfung kann nicht akzeptiert werden“. Das Unternehmen forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um dort eine konstruktive Lösung zu erarbeiten. „Lufthansa wird alles daran setzen, die Auswirkungen für Kunden und Fluggäste so gering wie möglich zu halten.