Porträt Guy Wyser-Pratte Finanz-Rambo der Wall Street

Angriffe aus dem Hinterhalt sind seine Sache nicht – wenn Guy Wyser-Pratte sich ein Ziel aussucht, dann geht er frontal darauf los. Der 67 Jahre alte ehemalige Aufklärungsoffizier der US-Elite-Truppe Marines ist heute der vermutlich gefürchtetste Firmenjäger der Wall Street.

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Guy Wyser-Pratte: "Noise Trading" ist die Spezialiät des US-Investors, dpa

„Noise Trading“ - Lärm machen und Schwung in den Aktienkurs bringen -, so nennt man seine Taktik in Börsenkreisen. Aufs Lärmschlagen versteht sich der Investor, seine markigen Sprüche sind Legende: Manager, die sich nicht mit eigenem Geld an den von ihren geführten Unternehmen beteiligen mochten fragte er schon mal öffentlich: „Riecht ihr das Napalm?“, den niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff nannte er „Kommunist“. In den vergangenen 15 Jahren engagierte sich Wyser-Pratte weltweit an mehr als 70 Aktiengesellschaften, vor allem in Europa und häufig in Deutschland. Und ging dabei immer nach der gleichen Masche vor. Ob beim Rüstungskonzern Rheinmetall, beim Maschinenbauer Kuka (ehemals IWKA), beim Handy-Zulieferer Balda, beim Bahntechnik-Konzern Vossloh oder beim Fotodienstleister CeweColor: Mit überschaubarem finanziellem Engagement, aber um so größerem Medien-Getöse stieg Wyser-Pratte bei niedrigen Aktienkursen ein. Seit Wochen trommelt Wyser-Pratte gegen Frenzel Anschließend setzte er gemeinsam mit unzufriedenen Kleinaktionären das Management unter Druck und forderte den Umbau der Unternehmen. Fast immer schnellten daraufhin die Kurse hoch, und Wyser-Pratte konnte seine kleinen Pakete mit Gewinn wieder verkaufen. Bei seinen beiden vorerst letzten Vorstößen beim Pflegedienstleister Curanum und vor allem beim Ferien- und Schiffahrtskonzern TUI ist noch nicht klar, was der Finanz-Rambo wirklich vorhat. Seit Woche fordert Wyser-Pratte immer wieder öffentlich die Entlassung von TUI-Chef Michael Frenzel. Kurstreibererei oder Begleichen offener Rechnung? Möglich, dass er damit nur den Kurs für sein vor gut einem Monat für 40 Millionen Euro gekauftes Ein-Prozent-Aktienpaket hochtreiben will. Gut möglich ist aber auch, dass es Wyser-Pratte um eine seit langem offene Rechnung mit Frenzel geht und er deshalb dessen Kopf fordert. Einmal nämlich ging die vielfach bewährte Strategie des Investors schief: Der Einstieg beim Maschinenbauer Babcock-Borsig kostete Wyser-Pratte mehr als 20 Millionen Euro, der Schuldige daran war seiner Meinung nach Frenzel. Der, so Wyser-Pratte, habe Ende der Neunzigerjahre marode Unternehmensteile an Babcock verkauft. Babcock gehörte damals zum Stahl- und Mischkonzern Preussag, den Frenzel zum Touristikkonzern TUI umbaute. Um die Expansion von Preussag in das Reisegeschäft zu finanzieren, verkaufte Frenzel im Frühjahr 1999 Industrie- Beteiligungen an Babcock - angeblich zu einem deutlich überhöhten Preis. Im Juli 2002 musste der angeschlagene Maschinenbauer Insolvenz anmelden, Wyser-Prattes Investment war futsch.

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