Promitreff Oktoberfest Wein und Wiesn: Das Bewirtungsimperium Kuffler

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Kufflers Trink- und Spachtelstätte unterscheidet sich von der Konkurrenz. Die Gäste beschwipsen sich hier feiner als im Hippodrom, im Hackerzelt oder in der Löwenbräu-Festhalle. Notorische Maßkrugstemmer kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wenn Bier, dann bitte frisch gezapftes Paulaner im typischen 0,5-Liter-Weißbierglas und höchstens bis 21 Uhr.

Trotzdem schleust auch Kuffler gewaltige Massen durch sein Zelt: Rund 2000 Gäste, darunter, so munkeln Kenner, die höchste Quote an reichen Single-Frauen auf der Wiesn, tanzen bei ihm in Haferlschuhen und Trachtenpumps 17 Tage lang zur Musi der „Sumpfkröten“ oder der „Blechblosn“. Dazu gibt es einen kulinarischen Streifzug durch Kufflers Restaurant-Imperium. Die Köche des Mangostin bieten eine kleine Auswahl ihrer Küche, ebenso wie die Kollegen aus dem Seehaus, dem Haxnbauer oder dem Spatenhaus. Und das alles neben 12 000 halben Hendln, 4300 Wiesn-Brotzeiten (zu 21,50 Euro) und 8000 Liter Veltliner Weißwein (zu 9,20 Euro der Viertelliter), so die Bilanz des vergangenen Jahres.

Söhne im Schlepptau

Kuffler liebt die Herausforderung, er sucht schwierige Plätze, an denen andere scheitern. Ein solcher Ort war das Spatenhaus, früher das Sorgenkind der Spaten-Brauerei. Die Bilanzen waren rot. Trotzdem, oder gerade deshalb, wollte Kuffler das Traditionshaus an der Residenzstraße haben. Fast 30 Jahre ist das her.

Inzwischen steht Kufflers Nachwuchs zur Machtübernahme bereit. Sohn Stephan begleitet schon als Jugendlicher den Vater ins Büro und in die Betriebe. Später jobbt er mal als Kellner, mal als Aushilfe an der Schänke. Schnell steht für den heute 43-Jährigen fest, dass er in die Fußstapfen des Vaters treten will. Er absolviert eine Hotelfachlehre im Hilton, besucht Seminare an der Cornell-Hotelschule in Ithaca im US-Staat New York, verschafft sich beim Steuerberater seines Vaters Einblicke in die Tricks und Kniffe der Bilanzierung und Rechnungslegung. Seit 1992 ist Stephan in der Geschäftsleitung und kümmert sich um Marketing, Personal und die Betriebe in München.

Sein acht Jahre jüngerer Bruder Sebastian fand über Umwege ins väterliche Unternehmen. Er wurde zunächst Rettungssanitäter, studierte Medizin bis zum Physikum, dann Landwirtschaft und arbeitete auf einem Gestüt. Seit gut zwei Jahren ist Sebastian Betriebsleiter im Münchner Wirtshaus im Grün Tal.

Nur Schwester Catharine hat mit der Gastronomie nichts im Sinn. Sie meidet die Öffentlichkeit, ist verheiratet und hat drei Kinder. Beteiligt am Unternehmen sind alle Kufflers. Der Senior und seine Frau halten zusammen 50 Prozent, Stephan hat 20, Sebastian und Catharine jeweils 15 Prozent. Senior Kuffler gehört daneben auch noch ein großes Aktienpaket an der Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu.

Seinen Traum, „ein schönes großes Hotel in der Münchner Innenstadt“, wird sich Kuffler wohl nicht mehr erfüllen können. Dabei stand er kurz davor: Gleich gegenüber vom Spatenhaus wird er in zwei Jahren ein Restaurant in der ehemaligen Residenzpost eröffnen, einer Immobilie der Deutschen Post. Es hätte auch ein Hotel werden können. Nur: Die Rechnung wäre nicht aufgegangen, die Investitionen hätten sich wohl nicht rentiert. „Wir sind in Deutschland einfach zu billig bei den Hotelpreisen“, schimpft Kuffler.

Ans Aufhören denkt der Wahl-Bayer trotzdem nicht. „Das hätte ich vor zehn Jahren machen müssen. Jetzt ist es dafür zu spät.“

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