
Wenn EADS-Chef Louis Gallois vorige Woche bei der Luftfahrtmesse in Dubai am Persischen Golf über das aktuelle Geschäft und die Bilanz sprach, hellte sich seine Miene eigentlich nur an einer Stelle auf: bei seiner Raumfahrttochter Astrium, die nach einer langen Schwächeperiode derzeit für gut elf Prozent des Konzernumsatzes sorgt.
Während beim größten Ableger Airbus immer neue Verspätungen beim Superjumbo A380 und dem völlig verkorksten Militärtransporter A400M wachsende Milliardenlücken reißen, ist das Geschäft mit den Satelliten und den Ariane-Trägerraketen derzeit eine Wohltat. Der Umsatz wuchs in den ersten neun Monaten dieses Jahres zweistellig im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, ebenso Umsatz, Gewinn und Auftragsbestand. Das schafft im Augenblick keine andere Division in Europas größtem Luftfahrtkonzern.
Astrium drohen schlechte Zahlen
Doch das könnte nur ein Strohfeuer sein, Astrium drohen bald wieder ähnlich maue Zahlen wie den anderen Konzernschwestern. „Die Sparte steht vor großen Herausforderungen durch mehr Konkurrenz als früher“, sagt Steffen Gänzle, Luft- und Raumfahrtexperte der Unternehmensberatung A.T. Kearney. In beiden Bereichen wackeln wichtige Aufträge und damit sicher geglaubte Milliardenumsätze sowie Gewinne.
Das gilt vor allem für das Geschäft mit dem Navigationssystem Galileo. Bei der europäischen Antwort auf das amerikanische GPS will die Europäische Raumfahrtagentur ESA nach einer mehrjährigen Verzögerung im Dezember endlich Aufträge in mehreren Losen mit einem Gesamtwert von rund zwei Milliarden Euro vergeben.
Die Konkurrenz ist billiger
Den wichtigsten Brocken, den mindestens 840 Millionen teuren Bau der Satelliten, hatte EADS nach der Produktion von vier Prototypen eigentlich bereits sicher. Doch je länger sich die Auftragsvergabe hinzieht, umso mehr sieht es danach aus, dass der Konzern wohl mindestens die Hälfte der 28 Satelliten an Konkurrenten abgeben muss. Die Folgen wäre dramatisch. „Wenn wir den Auftrag nicht vollständig kriegen“, sagt der Chef der Astrium-Satellitensparte Evert Dudok, „stecken wir echt im Schlamassel.“