Rechtsstreit Schlappe für Metro im Machtkampf bei Media Saturn

Der scheidende Metro-Chef Eckhard Cordes hat im Machtkampf beim Elektronikhändler Media Saturn vor Gericht eine Schlappe erlitten. Metro wollte ein vertragliches Vetorecht des Media-Markt-Gründers kippen.

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Eckhard Cordes musste vor Gericht eine Schlappe hinnehmen. Quelle: handelsblatt.com

Im Rechtsstreit um die Macht bei Europas größtem Elektronikhändler Media-Saturn hat der scheidende Metro-Chef Eckhard Cordes eine Schlappe erlitten. Das Landgericht Ingolstadt verwehrte dem Handelskonzern in einem Urteil vom Dienstag, bei der Tochter Media-Saturn durchzuregieren. Metro darf zwar wie gefordert einen Beirat bei ihrer Elektronikhandelstochter einrichten, dessen Funktion bleibt allerdings lediglich eine beratende. Die Sperrminorität der Minderheitsgesellschafter von Media-Saturn bleibt somit bei wichtigen Entscheidungen bestehen. Metro hatte diese aushebeln wollen.

Der Düsseldorfer Konzern will den Richterspruch nach Aussage eines Sprechers nun prüfen. Es gebe noch keine Entscheidung, ob Rechtsmittel eingelegt würden, sagte der Metro-Sprecher.

Cordes und die Media-Saturn-Alteigner Erich Kellerhals und Leopold Stiefel ringen seit langem erbittert um das Sagen bei Media-Saturn. Metro hält gut drei Viertel der Anteile an der Kette, Kellerhals und Stiefel verfügen indes über umfassende Blockade-Rechte. Diese sind Cordes ein Dorn im Auge. Der Metro-Chef will die Veto-Rechte aushebeln, um schneller Entscheidungen bei der Ingolstädter Tochter durchsetzen zu können. Metro hatte etwa kritisiert, Media-Saturn habe zu lange gebraucht, um eine schlagkräftige Online-Strategie zu entwickeln. Saturn war am Montag mit einem eigenen Internet-Shop gestartet, Media Markt soll im kommenden Jahr folgen. Konkurrenten wie Amazon sind schon seit Jahren online - und ziehen Kaufkraft aus den stationären Geschäften ab.

Analysten hatten immer wieder kritisiert, der Dauer-Streit zwischen Metro und den Alteignern werde zur Belastung für den Mutter-Konzern. Media-Saturn hatte im zweiten Quartal einen operativen Verlust geschrieben. Kellerhals fürchtet nach eigenen Angaben um sein Lebenswerk, Stiefel hatte betont, die Mehrheitsverhältnisse hätten die rasante Expansion der Kette nicht gebremst.

Metro-Aktien verloren am Dienstagmorgen überdurchschnittliche 2,41 Prozent auf 31,40 Euro. Das sind aber wohl noch Auswirkungen nach dem Bekanntwerden des Abschieds von Konzernchef Eckhard Cordes. Goldman Sachs hat die Einzelhandelstitel nach von „Buy“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 47,40 auf 38,30 Euro reduziert.

Wie der Streit begann

Die Frage nach einem Nachfolger sorge für belastende Unsicherheit, schrieb Analyst Franklin Walding. Der Markt dürfte dabei vor allem über einen möglichen Strategiewechsel spekulieren. Angesichts des schwächeren Konsumumfelds in Europa ist der Experte zudem vorsichtiger was den Erfolg des Restrukturierungsprogramms „Shape 2012“ angeht.

Für Metro sind die schwierigen Entscheidungswege mit ein Grund für die operative Schwäche der beiden Handelsunternehmen. Mit der Gründung des Beirats wollte Metro das Vetorecht von Kellerhals und Stiefel aushebeln, denn dort sollten Entscheidungen mit einfacher Mehrheit getroffen werden.

Im August startete Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals seine Attacken Metro. Er sei bereit zu akzeptieren, lässt der Media-Markt-Gründer verbreiten, dass die Metro ihre 75-Prozent-Beteiligung an einen Finanzinvestor verkaufe. Was auf den ersten Blick nach einem großzügigen Entgegenkommen ausschaute - schließlich haben sich sämtliche Eigentümer in Paragraf 20 des Gesellschaftervertrags Vorkaufsrechte gesichert - war für den Düsseldorfer Dax-Konzern ein Affront. "Wir haben überhaupt keine Absicht, unseren Anteil an Media-Saturn zu verkaufen", stellte ein Metro-Sprecher damals klar. Die Elektrofachmärkte seien ein fester Bestandteil der Konzernstrategie.

Der mit 21 Milliarden Euro Umsatz größte Elektronikhändler Europas ist nach Berechnungen von Barclays Capital 5,8 Milliarden Euro wert - ohne Immobilien. Investoren müssten für die Metro-Beteiligung daher mindestens 4,5 Milliarden Euro auf den Tisch legen.

Dass Kellerhals seinen mächtigen Mitgesellschafter loswerden will, den er 1990 mehrheitlich ins Boot holte, verwundert kaum. Zusammen mit seinem ehemaligen Geschäftsführer und heutigen Mitgesellschafter Leopold Stiefel, 66, hatte er in den vergangenen zwei Jahren mehrfach vergeblich gegen weitreichende Pläne der Metro angekämpft.

Schlagabtausch schadet dem Geschäft

Nicht nur den Start von Media-Saturn in China, der Kellerhals zu riskant und kostspielig erschien, hatte Metro-Chef Eckhard Cordes, 60, gegen den 71-Jährigen durchgeboxt. Auch den Rauswurf von Media-Saturn-Chef Roland Weise hatte Kellerhals Ende vergangenen Jahres verhindern wollen. Cordes aber setzte sich durch und ernannte Horst Norberg, 63, zum neuen Chef in Ingolstadt.

Nicht einmal den Einstieg von Media-Saturn in den Onlinehandel konnte der Firmengründer verhindern. Dabei hatte er entsprechende Pläne der Metro jahrelang blockiert. Der Verkauf über das Internet bleibe allenfalls ein Nischengeschäft, war sich Kellerhals mit seinem damaligen Fachmarktchef Weise einig.

Dass sich Cordes gegen den Widerstand des Firmengründers durchsetzte, für diesen Herbst den Start von Saturn im Internet versprach und gleichzeitig den Aschaffenburger Onlineversender Redcoon kaufte, dürfte Kellerhals kaum ins Konzept passen. Der Salzburger sei einer der größten Eigentümer der 97 in Deutschland gemieteten Media-Markt-Immobilien, heißt es bei der Metro in Düsseldorf. An einem Ausbau des Onlinegeschäfts habe er daher kaum Interesse.

Der Streit zwischen den Gesellschaftern landete längst vor Gericht. Um die Sperrminorität von Kellerhals zu umgehen, die dieser in der Gesellschafterversammlung mit seinem 22-Prozent-Paket besitzt, hatte Metro im März zu einem Trick gegriffen. Die Düsseldorfer gründeten satzungskonform einen weiteren Beirat für Media-Saturn, in dem künftig nur noch einfache Mehrheiten entscheiden sollen. Bislang sind in der Gesellschafterversammlung Zustimmungsquoten von über 80 Prozent nötig.

Der Schlagabtausch zwischen den Gesellschaftern schadet längst dem Geschäft. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft verloren die Fachmärkte von Media-Markt und Saturn massiv Marktanteile - vor allem an den Onlinehandel. Vor wenigen Wochen räumte die Ingolstädter Zentrale ein, dass sie im laufenden Jahr ihre Ertragsziele nicht erreichen wird. Den Betriebsgewinn (Ebit) erwartet sie nun unter Vorjahr, 3000 Arbeitsplätze sind in Gefahr.Über eine Neuordnung der Geschäftsanteile wolle man sich angesichts der angespannten Situation keine Gedanken machen, heißt es daher bei der Metro: "Kellerhals sollte lieber einen konstruktiven Beitrag bringen, wie er das Unternehmen wieder auf Kurs bringen will."

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