„Wir beobachten sehr genau, ob die Banken nicht der Versuchung erliegen, ihr Kapital rauszuziehen, sobald die Schiffswerte wieder steigen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Ralf Nagel, im Interview mit der WirtschaftsWoche. Auf dem maritimen Gipfel der Bundesregierung am 5. Juli fordert er „von den Banken eine klare Auskunft, ob sie sich zum Schifffahrtsstandort Deutschland bekennen“. Die Reeder warnen vor einem Rückzug deutscher Kapitalgeber aus der Schiffsfinanzierung. „Für uns ist von strategischer Bedeutung: Wer steigt ins Schiffsfinanzierungsgeschäft in Deutschland ein?“, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Nagel. „Die Chinesen sind da schon unterwegs. Wenn sie in der Schiffsfinanzierung stärker werden, wächst auch ihr Einfluss auf die Entscheidung, wo etwas produziert wird, wo ein Schiff gebaut wird.“
Insgesamt seien Deutschlands Reeder „auf dem Weg aus der Krise“, sagte Nagel. „Einige Schiffe verdienen wieder ihre Betriebskosten, aber sie verdienen häufig noch nicht Zins und Tilgung“. Bei vielen kleinen und mittelständischen Reedern sei die Erholung der Frachtraten, also der Transportpreise, allerdings „noch nicht angekommen“.
Im Kampf gegen die zunehmende Piraterie im Indischen Ozean fordern die Reeder von der Bundesregierung einen besseren Schutz. „Andere Länder schicken ihre Marinesoldaten als Begleitschutz auf ihre Containerschiffe“, so Nagel, „in Deutschland geht das nicht. Unsere Reeder müssen private Sicherheitsdienste anheuern.“ Allerdings sei der VDR mit der Bundesregierung im Gespräch, „damit künftig Uniformierte an Bord der besonders gefährdeten Schiffe kommen können“.
Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 400 Reeder, die weltweit rund 3550 Schiffe betreiben und insgesamt einen Jahresumsatz von bis zu 25 Milliarden Euro erwirtschaften.