Richemont-Chef Norbert Platt "Luxus muss Sinn stiften"

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Wann kann die Luxusbranche wieder mit besseren Tagen rechnen?

Zumindest in den USA wird es dauern. Dort haben viele Verbraucher über ihre Verhältnisse gelebt. Jetzt müssen sie ihre Schulden abbauen oder Ersparnisse – oft auch für das Alter – aufbrauchen. Das ist ein Prozess, der nicht in ein paar Monaten abgeschlossen sein wird. Ich fürchte, die USA werden – unabhängig von der aktuellen Krise – in den kommenden Jahren ein schwieriges Umfeld für die Luxusbranche. Hinzu kommt, dass die Amerikaner nicht nur im eigenen Land als Käufer ausfallen, sondern auch als Reisende wegbleiben, die in anderen Ländern Luxusgüter kaufen.

Müssen Sie deswegen Personal abbauen?

Wir setzen in Europa, wo wir bis auf Ausnahmen wie die Modemarke Shanghai Tang produzieren, auf Kurzarbeit. Wir haben – wie die gesamte Uhrenindustrie – noch vor gut einem Jahr händeringend nach Uhrmachern und anderen Spezialisten gesucht. Ein Uhrmacher, der eine komplizierte Armbanduhr mit Zusatzfunktionen wie ewigem Kalender, Schlagwerk oder Tourbillon montieren kann, braucht bis zu zehn Jahre Ausbildung und Erfahrung. Wir werden uns von solchen Spezialisten nicht trennen. In der Verwaltung rate ich dagegen unseren Markenchefs: Wenn zwei Leute fluktuationsbedingt gehen, sollte nur ein Arbeitsplatz wieder besetzt werden.

Trotzdem haben Sie Fertigung abgestoßen und Leute auf die Straße gesetzt.

Ja, wir haben uns von der italienischen Schreibgerätemarke Montegrappa und von unserer Offenbacher Ledermanufaktur Seeger getrennt. Montegrappa ging zurück an die ursprüngliche Eigentümerfamilie, Seeger an einen Unternehmer. Dadurch haben wir etwa 200 Arbeitsplätze weniger im Konzern. Darüber hinaus haben wir weitere 200 von insgesamt 20 000 Arbeitsplätzen durch betriebsbedingte Kündigungen abgebaut. Betroffen waren vor allem Mitarbeiter, die -Uhrenkomponenten herstellten, sowie Beschäftigte der noch jungen Uhren-marke Roger Dubuis, die wir seit 2007 schrittweise übernommen haben.

Werden Sie weitere Mitarbeiter entlassen?

Wir gehen davon aus, ohne weitere Einschnitte in der Fertigung auszukommen. Es gibt Anzeichen, dass der freie Fall der Umsätze beendet ist. Die Schweizer -Uhrenexporte sind zwischen Januar und August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 Prozent zurückgegangen und haben sich nun auf diesem niedrigen -Niveau eingependelt. Zum Glück sind unsere Zahlen ein wenig besser.

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