Rohstoffe Weltmacht der Rohstoffkonzerne

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Hungrige Riesen

Bisher scheiterte dies bei High-Tech-Metallen am fehlenden Angebot. Die gut 20 Millionen Handys und fünf Millionen Computer, die deutsche Konsumenten und Unternehmen jährlich ausmustern, landen selten bei Recyclingspezialisten wie Umicore aus Hanau, sondern im Hausmüll oder werden von abgebrühten Händlern in andere Länder geschafft, wo die wertvollen Inhalte unter hohen Umweltbelastungen herausgezogen werden – und oft in China landen. Der Export ist zwar illegal, wird jedoch in der Praxis oft als Spende deklariert, und wenn er auffliegt, kaum geahndet.

Darum fordert der BDI hier striktere Kontrollen und staatliche Regelungen, etwa ein Gerätepfand wie bei Autobatterien. „Wenn alte Sachen Geld bringen“, sagt Christian Hagelüken, Strategiechef der Recyclingabteilung bei Umicore, „schafft sie immer einer zur Sammelstelle.“

Alleinstellung auf dem Weltmarkt

Den Job übernehmen würde gerne Gerd Slotta, Chef der auf Wertstoffsammlungen spezialisierten Reverse Logistics Group. Die Münchner sammeln bereits pfandpflichtige Autobatterien, alte Katalysatoren oder leere Druckerpatronen ein und bauen gerade ein Sammelsystem mithilfe von Expressdienstleistern und namhaften europäischen Postgesellschaften auf.

Langfristig bester Ausweg ist aber die Forschung nach Technologien, die mit weniger kritischen Metallen oder alternativen Werkstoffen auskommen. Damit sinkt nicht nur die Abhängigkeit von Importen, „das gibt Deutschland auch eine Alleinstellung auf dem Weltmarkt“, sagt Berater Immerthal „und eine starke Währung in Verhandlungen mit Rohstoffländern“.

Denn während vor allem China einem Land wie Bolivien nur Geld anbieten kann für seine Vorräte an Lithium, das in den Batterien der Elektroautos steckt, vermag Deutschland eben auch Technologie zu liefern. Die hilft den Ländern, neben dem Bergbau auch Industrie mit hochwertigeren Jobs aufzubauen. „Dazu müsste die deutsche Außenpolitik etwas selbstbewusster auftreten“, sagt Immerthal.

Entsprechende Gedanken macht sich in der Bundesregierung zumindest Peter Ramsauer. „Die deutsche Politik und die Wirtschaft haben die gesamte Rohstoffversorgung zu sehr als eine absolute Selbstverständlichkeit betrachtet“, sagte der Verkehrsminister vorige Woche, als er in der Mongolei die Kupfermine Oyu Tolgoi besuchte. „Man kann nie genug dafür tun, die Rohstoffversorgung zu sichern.“

So besteht die Hoffnung, dass deutsche Unternehmen vielleicht nicht die Herren der Welt werden, aber auch nicht mehr die Knechte sein müssen.

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