Rüstung Deutschlands Waffenindustrie wagt sich aus der Deckung

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Panzer vom Typ

Auch unbekannte Anbieter wie der Behälterproduzent WEW Westerwälder Eisenwerk haben sich eine überragende Stellung erarbeitet. Das Unternehmen aus Weitefeld beherrscht den knapp 50 Millionen Euro großen Markt für militärische Tankcontainer. Die Wasser- und Benzinbehälter made in Germany sind besonders widerstandsfähig und können als Einzige wie herkömmliche Container auf Lastwagen oder Schiffen transportiert werden.

Solcher Erfindungsreichtum macht viele zu begehrten Zulieferern ausländischer Rüstungsproduzenten, die dies nicht an die große Glocke hängen. So kaufen viele Länder keine deutschen Rüstungsgüter, weil sie sich anderen Ländern wie Frankreich verpflichtet fühlen oder weil die Ausfuhr wahrscheinlich im deutschen Bundessicherheitsrat scheitern würde, der bei Waffenexporten das letzte Wort hat.

Das Huckepack-Prinzip

„Trotzdem wollen in entscheidenden Bereichen die Länder auf deutsche Qualität nicht verzichten“, sagt Verbandspräsident Prinz zu Waldeck. Also verschweigen die Auftragnehmer, um die Regierung des Lieferlandes nicht zu brüskieren, was die Deutschen Wertvolles beisteuern. Branchenkenner berichten, Saudi-Arabien habe in Frankreich einen Leclerc-Panzer bestellt, den Ketten von Diehl, ein Getriebe von Renk und ein Motor von Tognum bewegen. Wie häufig solche Deals sind, zeigt die Sipri-Statistik: Danach zählen Getriebe und Motoren zu den Exportschlagern deutscher Rüstungsfirmen.

Für diese High-Tech-Ware lockern selbst die USA ihre Regeln. So haben die Panzer M1 Abrams eine Glattrohrkanone von Rheinmetall, die dank der präzisen Fertigung auch auf größere Entfernungen deutlich genauer trifft als amerikanische Produkte. Auch US-Soldaten sitzen häufig auf Sitzen der Firma Autoflug, weil das bei Treffern oder der Fahrt über eine Mine die Überlebenschancen steigert.

Zudem gehören deutsche Rüstungsfirmen zu den wenigen der Branche, die auch im Ausland investieren. Zwar sind die größten Rüstungsmärkte der Welt für fremde Hersteller verschlossen. In den USA – mit Militärausgaben von fast 400 Milliarden Dollar pro Jahr der größte Rüstungsmarkt der Welt – gilt „Buy American“: Ausländer kommen in der Regel nur zum Zuge, wenn sie jahrelang im Land aktiv waren und die Kontrolle einem Aufsichtsrat aus US-Amerikanern überlassen.

Doch in den meisten anderen wichtigen Ländern wehen die Flaggen deutscher Rüstungsfirmen. Rheinmetall hat nicht nur Munitionshersteller in der Schweiz übernommen, sondern auch in Südafrika kräftig zugekauft – und beliefert von dort Länder, die von Deutschland aus nicht erreichbar wären. Heckler & Koch hat jüngst einen Vertrag zum Aufbau einer Gewehrfabrik in Saudi-Arabien unterschrieben.

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