Rupert Stadler im Interview "Schritt für Schritt"

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Nachdem die Autoindustrie das Ziel, die CO2-Emissionen aus der Neuwagen-Flotte auf durchschnittlich 140 Gramm pro Kilometer zu senken, verfehlt hat ... … das Ziel haben wir noch nicht verfehlt, weil die Frist erst 2008 abläuft. Aber ich gebe zu: Die deutsche Autoindustrie in Gänze tut sich schwer, gemeinsam diese Marke zu erreichen. Genaueres wird man erst 2009 wissen, wenn sämtliche Daten ausgewertet sind. Audi ist aber auf einem sehr guten Weg: Nahezu die Hälfte der Modelle, die wir heute anbieten, unterschreitet den momentanen Schnitt des Europäischen Automobilhersteller-Verbandes ACEA. Das ist für eine Premium-Marke sehr beachtlich. Wollen Sie sagen, dass Audi den Zielwert von 140 Gramm noch erreichen könnte? Wir haben diesen Wert mit einigen Modellen längst unterboten, werden ihn aber mit anderen nicht erreichen können, weil man die Physik nicht überlisten kann. Die aktuellen Audi-Fahrzeuge emittieren im Schnitt 179 Gramm pro Kilometer ... Das kommt so hin. Nach den Vorstellungen der EU-Kommision müsste der Wert bis 2012 auf 120 Gramm sinken. Werden Sie das schaffen? Für einen Hersteller von Premium-Automobilen wie Audi ist diese Marke mit dem heutigen Modellangebot nicht zu schaffen. Trotz aller Anstengungen nicht? Glauben Sie mir: Wir unternehmen derzeit riesige Astrengungen, um den Verbrauch unserer Autos zu senken. Dazu gehört unter anderem, dass wir mit dem geplanten A1 die Audi-Flotte deutlich entlasten werden. Aber mit dem heutigen Modellmix und in dem genannten Zeitrahmen ist ein Flottenwert von 120 Gramm aus simpler physikalischer Gesetzmäßigkeit heraus nicht zu erreichen. Was folgt daraus? Wir führen derzeit intensive Gespräche mit der EU, um zu einer fairen Betrachtung und zu zielführenden Lösungen zu kommen. Was wäre für Sie fair? Es ist klimapolitisch eben nicht zielführend, alle Hersteller mit einer Einheitsvorgabe pro Auto über einen Kamm zu scheren. Wenn Sie etwa die 50 Topmodelle der europäischen Autohersteller komplett aus dem Markt nehmen würden, dann würden Sie die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs kaum merkbar um ein bis zwei Prozent reduzieren. Wenn Sie aber die 50 absatzstärksten Modelle aller Hersteller um nur 20 Prozent reduzieren, bewirken Sie damit eine CO2-Minderung von 14 Prozent. Gerade wir als Premium-Anbieter müssen daher weiterhin Vorbildliches leisten. Da der echte Hebel aber im Absatzvolumen liegt, müssen wir dafür Sorge tragen, dass alle Fahrzeugsegmente Effizienzdruck spüren. Wir können also nicht zulassen, dass sich die Volumenhersteller zurücklehnen und uns Premium-Herstellern eine Arbeit überlassen, die wir gar nicht erfüllen können. Wie sähe für Sie die ideale Formel aus? Wir brauchen einen parameterbasierten Ansatz. Als Parameter wird derzeit das Leergewicht des Fahrzeugs diskutiert, da es mit dieser Basis weltweit schon gute Erfahrungen gibt. Und dieser Ansatz muss für alle Hersteller gleich gelten und so ausgestaltet sein, dass jedes einzelne Fahrzeug seinen Beitrag zur CO2-Minderung in seinem Marktsegment leisten muss. Alle müssen effizienter werden.

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