Rupert Stadler im Interview "Schritt für Schritt"

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In Deutschland wird parallel dazu diskutiert, die Kfz-Steuer auf den CO2-Ausstoß des Autos abzustellen. Nur ist bis heute nicht entschieden, wie dieses Steuermodell aussehen wird. Aber ständig wird darüber diskutiert und ständig gibt es neue Vorschläge. Die CO2-Steuer ist nur effektiv, wenn sie sinnvoll ausgestaltet ist. Dafür müssen bestimmte Prinzipien gelten, etwa, dass jedes Gramm CO2 gleich viel wiegt oder, dass der Fahrzeugbestand einbezogen werden muss. Nur so entfaltet sich eine zielorientierte Lenkungswirkung, auf die es letztlich ja ankommt. Die derzeitige Hängepartie sorgt dafür, dass die Menschen in Deutschland derzeit stark verunsichert sind und einen Neuwagenkauf hinten anstellen. Übrigens das Schlechteste, was der Umwelt passieren kann: Denn ältere Autos belasten die Umwelt deutlich stärker als effiziente, neue. Hat der Finanzmann mal ausgerechnet, wie sich die Anstrengungen zur Verbesserung der Emissionswerte auf die Bilanz auswirken? Natürlich schauen wir jetzt deutlich schärfer auf Technologien zur Verbrauchsreduzierung als vor zwei oder drei Jahren. Bei Audi reden wir da von über zwei Milliarden Euro im Jahr. Da muss man sehr präzise entscheiden, wo man die Schwerpunkte setzt: Etwa bei neuen Getriebetechnologien, neuen Motoren, bei Fahrerassistenzsystemen oder Maßnahmen zur weiteren Gewichtsreduzierung.Einen Hybridantrieb kriegen Sie nicht umsonst. Man braucht ein Energiemanagement-System, eine Batterie und Generatoren, man muss die Elektrifizierung organisieren und und und… Aber das heißt nicht, dass wir gleich neue Investitionsprogramme starten müssen… …das Budget für Forschung und Entwicklung haben Sie nicht erhöht? (Lacht) Das würden sich unsere Ingenieure wünschen. Nein, die Mehrkosten versuchen wir dadurch zu kompensieren, dass wir die Effizienz steigern, Umschichtungen vornehmen und noch genauer auf jeden Euro schauen, den wir ausgeben. Der deutsche Automarkt ist derzeit sehr schwach. Glauben Sie, dass wir in der zweiten Jahreshälfte so etwas wie eine Aufholjagd erleben werden? Ich wünsche es mir, auch weil ich erwarte, dass die IAA deutliche positive Signale setzen wird. Zusätzlich brauchen wir natürlich belastbare Aussagen der Politik zu den Rahmenbedingungen der EU-Gesetzgebung und der nationalen Besteuerung. Wie schnell dann neue Marktimpulse einsetzen, darüber mag ich heute nicht spekulieren, aber das wären entscheidende Schritte. Haben Sie die Marktschwäche schon in die Absatzplanung für 2007 hineingerechnet? Nicht in dieser Form, weil wir an die Erholung des Marktes in Deutschland glauben, auch wenn wir wie der Verband der Autoindustrie für 2007 mit nur noch 3,2 Millionen Neuzulassungen in Deutschland rechnen. Und was bedeutet das für Audi? Uns geht es im Vergleich zu vielen anderen Herstellern noch gut. Wir konnten unseren Marktanteil in Deutschland auf etwa acht Prozent steigern und halten uns in der Zulassungsstatistik seit Monaten stabil in den Top Five. Die Auslandsmärkte werden es also richten müssen. Das tun sie ja bereits. Sonst hätten wir in den ersten sechs Monaten keine neun Prozent Wachstum bei unseren Auslieferungen erlebt, übrigens erstmals in der Geschichte unseres Unternehmens auf mehr als 500.000 Autos. Da zeigt sich, dass es eine strategisch richtige Entscheidung war, Stück für Stück, Modell um Modell auf Exportmärkte zu setzen. Das kann auf die Dauer aber natürlich nicht die Schwäche unseres Heimatmarktes kompensieren. Die Rekordfahrt von Audi geht weiter? Mit dem ersten Halbjahr bin ich sehr zufrieden. Ein Zuwachs beim operativen Ergebnis von über 40 Prozent kann sich, denke ich, sehen lassen. Das erreichen Sie nur, wenn ihre Mannschaft mitzieht und sehr motiviert am weiteren Erfolg arbeitet.

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