Saudi-Arabien Saudischer Chemiekonzern Sabic wird zum Problem für BASF

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BASF beschwert sich über Wettbewerbsverzerrung

Seit Jahren versuchen BASF & Co. bei der Welthandelsorganisation WTO per Lobbyarbeit gegen Sabics Einkaufsvorteil vorzugehen – bisher ohne Erfolg. Die westlichen Konzerne fühlen sich machtlos. Ein BASF-Aufsichtsrat, der nicht namentlich genannt werden will, schimpft über „Wettbewerbsverzerrung“, und René van Sloten, Lobbyist des europäischen Chemieverbands Cefic, nennt das Geschäftsgebaren der Saudis „sehr schädlich“. Die jährlichen Einsparungen entsprächen Hunderten Millionen Euro Subventionen, schätzt er. Europa verliere seine Attraktivität als Chemiestandort. „In den letzten zehn Jahren gab es hier keine nennenswerten Neuinvestments der Branche mehr“, beklagt van Sloten.

Sabics Einkaufsvorteil bei Öl und Gas ist schon auf den ersten Blick sichtbar: Für eine Million British Thermal Units Erdgas (28,3 Kubikmeter) zahlt das Unternehmen offiziellen Angaben zufolge nur 75 US-Cent. Der Marktpreis in New York liegt um die sieben Dollar. Bei den Flüssiggasen Butan and Propan erhält Sabic 30 Prozent Rabatt zum Weltmarktpreis. Ähnlich günstig dürfte der Konzern an Öl gelangen, sagen Experten, denn das kommt wie Gas vom staatlichen Ölförderer Saudi Aramco. So ergeben sich Einkaufsvorteile, die Sabic gerade bei simplen Chemieprodukten an Käufer weitergibt und dennoch dicke Gewinne einstreicht.

Ausweg in hochkomplizierten Chemie-Bereichen?

Kritikern entgegnen die Saudis, dass auch westliche Unternehmen Vorzugspreise erhalten, wenn sie in Saudi-Arabien produzieren. Der US-Konzern ExxonMobil, der seit den Achtzigern ein Joint Venture mit Sabic im früheren Fischerort Yanbu am Roten Meer betreibt, erweiterte den Komplex 2001, um dort Polyethylen und Polyprophylen herzustellen. Auch BASF hatte Konzern-insidern zufolge vor einiger Zeit den Aufbau einer eigenen Produktion in Saudi-Arabien geprüft. Das Projekt sei aber verworfen worden, weil der deutsche Konzern „nicht dieselben Konditionen wie die saudischen Unternehmen“ bekommen hätte, heißt es. Zudem seien Öl- und Gaspreis damals nicht auf dem heutigen Niveau gewesen – der Druck damit weniger groß.

Stattdessen flüchtet sich Deutschlands Chemiebranche in immer kompliziertere Bereiche der Chemie. BASF hatte erst vor wenigen Wochen für das US-Spezialchemie-Unternehmen Rohm & Haas geboten, war aber vom US-Konkurrenten Dow Chemical, den ähnliche Probleme plagen wie die Deutschen, ausgestochen worden. Rohm & Haas stellt Chemikalien zum Polieren von Waffen und zur Produktion von Mikrochips her. Nun interessiert sich BASF offenbar für den US-Katalysator- und Bauchemiehersteller Grace. BASF-Chef Jürgen Hambrecht hatte erst kürzlich eine steigende Zahl von Übernahmen in der Branche prophezeit.

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