
Am Mittwoch hat die auf Kapitalmarktrecht spezialisierte Münchner Kanzlei CLLB beim Landgericht Braunschweig eine Schadensersatzklage in Höhe von knapp 1,1 Milliarden Euro gegen Porsche und Volkswagen eingereicht. Das berichtet die WirtschaftsWoche. Die Klage ist offenbar einer der Auslöser für die gestrige Mitteilung von Volkswagen, dass die Fusion mit der Porsche Automobil Holding SE in diesem Jahr nicht mehr stattfinden wird. In der Klage geht es um Ansprüche von 41 Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften, Staats- und Hedgefonds. Die Porsche Automobil Holding SE soll, so der Vorwurf, Anleger um 1 096 468 359,52 Euro geschädigt haben und nun dafür aufkommen. Volkswagen sei als Mitwisser ebenfalls für den Schaden haftbar zu machen.
Prominente Zeugen
Zehn der Investoren kommen aus Deutschland, 18 aus dem übrigen Europa, weitere zehn aus den USA. Ihre Ansprüche werden durch die Berliner Prozessführungsgesellschaft ARFB geltend gemacht. Die ursprünglichen Anspruchsinhaber wollen ihre Namen nicht preisgeben, bevor es zur Verhandlung kommt. Die beiden ARFB-Gesellschafter, der Kapitalmarktrechtler Franz Braun von CLLB und dessen Kollege Alexander Reus von der amerikanischen Partnerkanzlei DRRT, die die 205-seitige Klageschrift verfasst haben, werfen Porsche und Volkswagen „Marktmanipulation und unterlassene Ad-hoc-Mitteilung“ vor. Dazu soll es im Rahmen der gescheiterten Übernahme des Volkswagen-Konzerns durch Porsche gekommen sein. Die Unternehmen weisen sämtliche Vorwürfe als unbegründet zurück.
In der Klageschrift sind als Zeugen nicht nur VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Volkswagen-Chef Martin Winterkorn und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking benannt. Auch Bundespräsident Christian Wulff soll aussagen, weil er in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat möglicherweise Zeuge der behaupteten Marktmanipulationen wurde.
Schaden im dreistelligen Milliardenbereich
„Der Gesamtschaden“, den die Anleger durch Porsche und VW erlitten hätten, heißt es in der Klageschrift, „liegt geschätzt im dreistelligen Milliardenbereich“. Nach Informationen der WirtschaftsWoche könnten bis Jahresende weitere Kanzleien in Deutschland Milliardenklagen gegen Porsche und VW einreichen. Zudem gibt es bereits Milliardenklagen amerikanischer Hedgefonds in den USA. Allerdings ist auch das Prozesskostenrisiko für die Klageseite beträchtlich: Kosten von mindestens 4,5 Millionen Euro werden laut WirtschaftsWoche fällig, sollte das Verfahren durch drei Instanzen gehen.