Schmuck Perlen: Träne der Götter

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Inzwischen besitzen auch die Chinesen das Know-how zur Produktion von kernlosen Süßwasserperlen – die fremden Mantelgewebeteilchen werden in den Mantel der Perlmuschel eingesetzt. „Süßwasserperlen aus Mittelchina sind inzwischen ein Substitut für die Akoyaperle“, erzählt Hans Schoeffel. Er führt das gleichnamige Stuttgarter Perlenhandelshaus, eine Institution des deutschen Schmuckhandels. 

Chinesische Perlen, ein Billigprodukt? „Keineswegs“, so Schoeffel. Seine Bestände, hübsch aufgereiht eine Kette neben der andern, laden zur vergleichenden Perlenkunde ein: Da ist der seidige, edelmatte Schimmer der chinesischen Perle, das intensive, silberblaue oder cremefarbene Lüster der Akoya-Zuchtperle, die honiggoldene Aura der indonesischen Südseeperle, die Aubergine- und Pfauenfederfarbe der dunklen Tahitiperle oder das Strahlen der australischen Südsee-Zuchtperle. 

Diese Perle ist die prächtigste ihrer Gattung. Sie kann einen Umfang von bis zu 21 Millimetern erreichen. Im Durchschnitt bringt sie es auch noch auf 11 bis 15 Millimeter. Sie wird aus der Pinctada maxima, einer pfannkuchengroßen, silberlippigen Riesenmuschel gewonnen, die vor allem vor der Nordwest-küste Australiens zu Hause ist. In den reichsten und zugleich einsamsten Perlengründen der Welt gedeihen Perlaustern ungestört von Zivilisationseinflüssen bis sie von Perlenzüchtern in ihrer Ruhe gestört und ans Tageslicht befördert werden. Ein Trauma, von dem sie sich erst einmal für vier Wochen am Meeresgrund erholen dürfen, bevor sie, mittlerweile stressresistent, abermals an Deck geholt und chirurgisch behandelt werden. 

Wie sich beim Öffnen der rauen Schale, eingebettet in saftiges Austernfleisch, eine so klare, sinnfällige Form offenbart, das, so Schoeffel, sei „immer wieder ein Geschenk“ – und für den Fachmann ein aufregender Anblick. Denn jede Perle ist anders. Ihre Qualität bestimmt sich nicht nur nach Größe und Glanz, sondern auch nach besonderen Charakteristika – nach Form und Beschaffenheit der Oberfläche. Als Faustregel gilt: Je dicker die Perlmuttbeschichtung, desto intensiver der Lüster. 

Das Ideal ist die vollkommen runde Perle. Design verträgt sie schlecht, findet Schoeffel. Die Perle brauche ein „klares, ruhiges Umfeld“, so auch Kollege Wilbrandt. 

Sie könnte also gar nicht besser passen: für Hals, Arm, Ohr – oder schlanke Hüften. n 

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