Schon gehört? Warum Mozarts Zauberflöte so beliebt ist

Seite 2/2

Diana Damrau als Pamina (in blau) in Mozarts 'Zauberflöte' - göttliche Musik und Urtheater. (Wien 2008) Quelle: AP

Nehmen wir Robert Schumann, den Literaten und Erzromantiker unter den Komponisten. Gesang und Begleitung sind bei ihm gleichrangig, beide befruchten einander. Seine Vertonung von Joseph von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“ etwa erlaubt eine viel nuanciertere Zwiesprache zwischen Sänger und Pianist, als das auf der Opernbühne zwischen Sänger und Orchester möglich wäre.

Mich fasziniert die Epoche der Romantik mit ihrer Entdeckung der Nachtseiten des Lebens, ihren Geisterbeschwörungen, ihrer Liebes- und Todessehnsucht. Man muss nur den Briefwechsel zwischen Robert und Clara Schumann lesen, und es wird einem klar, wie die Musik, in diesem Fall der Liederzyklus Myrten, zur Geheimsprache der Liebenden wird. Lieder sind immer auch Erkundungen unserer Seele. Das gilt für Schumann und Johannes Brahms, aber auch für Richard Strauss und Hugo Wolf, die ich besonders schätze, und es gilt natürlich ebenso für Gabriel Fauré und Francis Poulenc mit seinem skurrilen Humor.

Was Menschen entgeht, die diese Musik nicht hören? Eine ganze Welt des Ausdrucks. Wer die Kirchenmusik Johann Sebastian Bachs oder die Lieder Franz Schuberts aufmerksam hört, der wird in eine andere Dimension des Menschseins getragen, der erfährt Erfüllung und kann manchmal sogar den Eindruck haben, dass der liebe Gott mitspielt. So habe ich im Wiener Musikvereinsgebäude einen großartigen Liederabend mit Gerald Finley erlebt, und bei den Salzburger Festspielen hat mich ein Liederabend mit Christopher Maltman hingerissen: Interpretationskunst, Sensibilität, Schönheit der Stimme – es kam alles zusammen. Ich war beseelt, beglückt und habe gejubelt. Hier war gelungen, was die Aufgabe von uns Sängern ist: Musik zu vermitteln mit Geschmack und Ausdruck, mit Innigkeit und Tiefe. Etwas Schöneres gibt es nicht.

Damrau, 37, geboren in Günzburg, ist an allen großen Opernhäusern der Welt zu Hause. Die Sopranistin gilt als erste echte deutsche Primadonna seit Jahrzehnten. Anfang Oktober gibt sie an der New Yorker Met ihr Debüt als Lucia di Lammermoor. Im November erscheint ihre CD „Donna“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%