
London/Belfast Der einst als reichster Mann Irlands geltende Unternehmer Sean Quinn steht vor dem finanziellen Aus. Der 63-Jährige erklärte sich bei einem Gericht im nordirischen Belfast bankrott. Sein Imperium war in den vergangenen zwei Jahren auseinandergebrochen, nachdem er sich verspekuliert hatte. Bei der früheren Anglo Irish Bank, die infolge der Bankenkrise verstaatlicht worden war, steht er nach deren Angaben mit fast drei Milliarden Euro in der Kreide.
Quinns Geschichte war eigentlich wie im Bilderbuch verlaufen. Als junger Mann lieh er sich 100 Pfund, um auf der Farm seines Vaters Kies auszugraben. Daraus baute er über die Jahre einen Konzern auf, Flaggschiff war eine Versicherung.
Die mittlerweile in Irish Bank Resolution Corporation (IBRC) umbenannte Bank wirft Quinn und seiner Familie vor, dem Institut und damit dem irischen Staat 2,9 Milliarden Euro zu schulden. Quinn selber sagt, er schulde der Bank „nur“ 194 Millionen Euro.
Bereits im April war Quinn im Zuge komplizierter juristischer Verstrickungen die Kontrolle über sein Unternehmen entzogen worden. Nun gibt es auch Streit darüber, ob er nach dem Recht der Republik Irland oder nach britischem Recht in der Region Nordirland zur Verantwortung gezogen werden sollte. In Nordirland könnte er innerhalb eines Jahres ohne Schulden sein. In der Republik dürfte er zwölf Jahre lang nicht unternehmerisch tätig werden. Die IBRC kündigte an, man werde alles tun, um das Geld für die Steuerzahler in der finanziell angeschlagenen Republik Irland zurückzuholen.