Seltene Erden Die neue Rohstoff-Opec

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Bayan Obo Mine in der Mongolei Quelle: Google

Wo die herkommen sollen, ist nicht klar. Alternative Quellen zu den chinesischen Förderstellen bleiben auf absehbare Zeit rar. In Kanada will Great Western Minerals 2011 in Saskatchewan die Produktion aufnehmen. In den Nordwest-Territorien hat Avalon Ventures am Thor Lake ein bedeutendes Depot entdeckt, doch bis das erschlossen ist, kann es Jahre dauern. In den USA deckte bis 1994 die Mine Mountain Pass der Chevron-Tochter MolyCorp in der kalifornischen Mojave-Wüste den gesamten Bedarf der amerikanischen Industrie. Danach machte das Unternehmen die Mine dicht, weil die Chinesen mit wesentlich billigerem Material die Märkte überschwemmten. MolyCorp will bis zum Jahresende wieder betriebsfähig sein.

In Australien haben die Experten von Arafura Ressources in der roten Erde der Nolans Mine relativ großen Vorräten von über 30 Millionen Tonnen entdeckt. Doch das kleine australische Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 300 Millionen australischen Dollar hat noch nicht einmal mit dem Fördern begonnen, da haben die Chinesen bereits einen Fuß in der Tür. Ein Viertel des Unternehmens gehört der Jiangsu East China Non-Ferrous Metals Investment Holdings, einer Tochter des East China Exploration & Development Bureau (ECE). Das Staatsunternehmen betreibt bereits 22 Minen für Eisen, Gold, Kupfer, Blei, Phosphat und Seltene Erden.

Andere Länder fürchten Chinas Monopol

Arafura-Chef Alistair Stephens brauchte die Kapitalspritze von der ECE zur Erschließung der Mine. Nun denkt er sogar darüber nach, ob er nicht die chemische Anlage, die künftig die Seltenen Erden aus dem Erz waschen wird, nach China stellen soll. Das würde zwar seine Investoren freuen – knapp 40 Prozent der Unternehmensanteile sind in deutscher Hand, Stephens spricht von „50 verschiedenen Investoren“ – denn es lässt sich, wie er sagt, „im Reich der Mitte noch immer billiger produzieren als in Australien.“ Arbeitsfähig sind die Arafura-Anlagen allerdings frühestens Ende 2012: Das Unternehmen hat gerade erst die Machbarkeitsstudie für Nolans unter Dach und Fach und braucht nun rund 600 Millionen australische Dollar, um tatsächlich Seltene Erden liefern zu können: „Wir suchen noch nach einem technischen Partner“.

Arafuras künftige Kunden in Japan, Korea, Europa und in den USA jedoch fürchten sich zunehmend vor dem chinesischen Liefermonopol. Denn bisher bedeutete ein Einstieg der Chinesen, dass die geförderten Rohstoffe vor allem ins Reich der Mitte verschwanden. „China setzt unterschiedliche Mechanismen zur Wettbewerbsverzerrung ein, um die Rohstoffe von den Weltmärkten abzugreifen,“ sagt beispielsweise Ulrich Grillo vom Ausschuss für Rohstoffpolitik des Bundesverband der Deutschen Industrie.

Experten für seltene Metalle wie Lorenz Erdmann vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung rechnen daher mit Engpässen, beispielsweise in der für Deutschland so wichtigen Automobilbranche: „Das von den Herstellern von Elektroantrieben dringend benötigte Metall Neodym wird im Jahr 2030 rund 3,8 mal mehr nachgefragt sein als es die Minenproduktion heute hergibt.“ Lieferengpässe sind jedoch ein Risiko, das viele Hersteller nach wie vor unterschätzen, wie aus einer Studie der Privatbank Hauck & Aufhäuser hervorgeht. Eine Umfrage unter knapp 100 Betrieben ergab, dass sich weniger als die Hälfte gegen Probleme bei der Rohstoffversorgung absichert.

Australier bremsen Chinesen aus

Nicht nur der BDI sorgt sich über die "Staubsauger"-Mentalität der Chinesen, wie Grillo sich ausdrückt, sondern auch die Regierung in Canberra. Das Australian Government Foreign Investment Review Board, das strategisch relevante Auslandsinvestitionen genehmigen muss, bejahte noch im Mai den Einstieg der Chinesen bei Arafura. Doch inzwischen blockierte die Behörde schon zum dritten Mal eine Investition der chinesischen Nonferrous Metal Mining beim Arafura-Konkurrenten Lynas. Der besitzt in Westaustralien mit Mount Weld das andere große australische Vorkommen an Seltenen Erden. Von dem wollen die Chinesen 51,6 Prozent für 470 Millionen australische Dollar kaufen.

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