Simone Bagel-Trah Die Chefin der Chefs bei Henkel

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Bei der Frage, wer wohl am ehesten als neuer Clanchef geeignet sein würde, orientiert sich die Familie im Sommer 2006 am Urteil des Familienoberhauptes. „Es war nicht leicht, eine Empfehlung abzugeben“, erinnert sich Woeste. Seine Überlegungen: Drei Aufgaben fallen dem Vorsitzenden des Gesellschafterausschusses zu. Er muss ein geeigneter Vorsitzender dieses Gremiums sein und des Aufsichtsrats. Er muss ein guter Sparringspartner der Geschäftsführung sein. Und vor allem: Er muss die Familie zusammenhalten. Er habe sich und die Familienmitglieder in Einzelgesprächen gefragt, wer die Forderungen am besten erfüllen würde.

Zu diesem Zeitpunkt dürfte noch rund ein halbes Dutzend Kandidaten im Rennen gewesen sein. Darunter der in London lebende Investmentbanker und größte Einzelaktionär Christoph Henkel. Und Thomas Manchot, der wie Bagel aus der Fritz-Henkel-Linie stammt und Vorsitzender des Familien-Informationskreises ist. Hoffnungen machten sich auch Finanzexperte Konstantin von Unger, seit 2003 im Gesellschafterausschuss, sowie Christian Thorbecke, der neben Hotelbeteiligungen in der Karibik eine Immobilienfirma in Venezuela betreibt.

Bagel-Trah setzt sich durch

Zum Schluss des Auswahlverfahrens schlägt Woeste der Familie zwei Kandidaten vor: „Interessanterweise hat sich die Familie wohl für denjenigen entschieden, dem sie bei sonst gleichen Fähigkeiten eher zutraut, die Familie zusammenzuhalten.“ Wer der Gegenkandidat war, darüber schweigt die Familie eisern. Hartnäckig hält sich aber das Gerücht, es habe sich um Christoph Henkel gehandelt. Doch der signalisierte früh, dass er seinen Wohnsitz London nicht aufgeben wolle. Damit war er raus. Für die konservative Familie war klar, dass der Konzern nur von Düsseldorf aus regiert werden soll.

Und künftig von einer Frau.

Klug, intelligent und sozial ausgerichtet sei sie, sagt ein Aufsichtsratskollege. Sie denke langfristig, argumentiere überzeugend und vertrete ihre Positionen – auch schon mal gegen den Willen anderer Anteilseigner. Nach dem Familienpatriarchen Woeste stehe Bagel für den modernen Managertyp und passe damit auch gut zu Vorstandschef Rorsted.

Frau mit Passionen

Zu Bagels Passionen gehört neben der Literatur – gerade liest sie, ganz Biologin, eine Darwin-Biografie – auch die Kunst. Sie geht gerne in Museen: „Dabei kann ich gut abschalten.“ Besonders die Fotokunst hat es ihr angetan, und die holt sie sich auch nach Hause. Zum Beispiel ein Werk ihrer Lieblingskünstlerin Anja Jensen: Das Bild einer Frau mit Regenschirm und pinkfarbener Luftmatratze unterm Arm, die grell angestrahlt an einer Bretterbude lehnt, hängt direkt im Eingangsbereich ihres Hauses – passend arrangiert über einem pinkfarbenen Sideboard.

Ganz Unternehmerin und Top-Organisatorin hat sie mit Freunden einen Fonds für fotografische Kunst gegründet. Der Gag ist die Idee des Bilder-Sharings: Aus dem Fundus kann jeder Beteiligte sich Werke nach Hause ausleihen, bis er Lust auf ein anderes Fotokunstwerk hat.

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