Skimode Nobelmarke Kjus: Weltraumstoff als Edel-Outfit

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Knapp 100.000 Teile Skibekleidung setzt Kjus heute pro Jahr ab, dazu noch einmal rund 220.000 Accessoires wie Mützen, Schals oder Handschuhe. Produziert wird der größte Teil der Ware von Spezialisten in China und Vietnam. Eine typische Jacke besteht aus 800 Einzelteilen, die in 1000 Nähminuten zusammengesetzt werden. Zum Vergleich: Eine deutlich preiswertere Skijacke des deutschen Outdoor-Spezialisten Jack Wolfskin kommt auf 270 bis 400 Nähminuten. Inzwischen arbeitet Kjus mit 600 Vertriebspartnern zusammen — ein exklusiver Kreis, verglichen mit den 2400 Händlern, die etwa Jack Wolfskin europaweit beliefert.

Anders als bei der Zahl der Vertriebspartner haben die Schweizer dem technologischen Anspruch ihrer Produkte keine Grenzen gesetzt: Immer wieder sucht das 14-köpfige Forschungs- und Entwicklungsteam, das über ein Jahresbudget von mehreren Millionen Euro verfügt, nach neuen Materialien, um seine Skibekleidung noch perfekter an die raue Witterung der Berge anzupassen. Eine Kollektion braucht eine Vorlaufzeit von eineinhalb bis zwei Jahren, bevor sie auf den Markt kommt.

Vom Wintersport zum Wettersport entwickeln

Die Tests für neue Produkte sind hart: Prototypen der Teile werden von Skiprofis wie Bode Miller oder Daniel Mahrer getragen, die anschließend einen Testbericht abgeben. Das führt auch zu neuen Ideen. Vater und Sohn Serena träumen bereits von Skijacken, die keinen Reißverschluss mehr brauchen, sondern von Magneten geschlossen werden. Doch auch eine Marke wie Kjus kann es sich nicht leisten, allein auf den Skisport zu setzen. Langfristig, so die Prognosen der Experten, werden die Winter wärmer, die Skigebiete knapper und die Zahl der Skifahrer geringer.

Dem Motto „Wir bleiben im Winter und in der Kälte“ will Kjus zwar treu bleiben. Dennoch sorgen die Schweizer vor. Kürzlich brachten sie die „Spirit Collection“ auf den Markt, die nicht auf den reinen Pistensport ausgerichtet ist, sondern auch im Alltag getragen werden kann. „Es soll Kleidung sein, die man auf dem Weg in die Berge trägt, beim Après-Ski oder abends am Kaminfeuer“, sagt der Design-Chef. Die Kaschmirpullover und leichten Winterjacken kosten zwischen 150 und 300 Euro und zielen vor allem auf jüngere Kunden.

„Die Produkte von Kjus funktionieren und werden deshalb vom Markt stark nachgefragt“, sagt Klaus Jost, Vorstand der Heilbronner Intersport, die mit mehr als 1400 Sportgeschäften eine der größten deutschen Einkaufsgenossenschaften ist. „Aber alle Marken müssen sich vom Wintersport zum Wettersport weiterentwickeln, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen.“ Die Spirit Collection von Kjus soll der erste Schritt in diese Richtung sein. 

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