Spaß und Feiern im Vordergrund Ethnologe: Silvester folgt kaum alten Traditionen

Silvester in seiner heutigen Form hat nach Experten-Meinung wenig mit alten Bräuchen zu tun. Feste Regeln und Rituale spielten kaum eine Rolle, Spaß und Feiern stünden im Vordergrund, sagte Prof. Wolfgang Kaschuba vom Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

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„Es ist wie an Weihnachten, man kann alles machen: In die Disco gehen, einen Karpfen totschlagen oder seinen Nachbarn mit Raketen beschießen.“ Anders als Weihnachten sei Silvester aber ein öffentliches und kollektives Fest, sagte der Wissenschaftler. „Weihnachten sieht man nach innen, konzentriert sich auf die Familie. Silvester ist fröhlicher, ausgelassener. Die Menschen verbringen das eher in großen Gesellschaften, einen Teil der Nacht sogar draußen auf der Straße.“ Kaschuba warnte davor, nach allzu langen Traditionslinien bei Silvester zu suchen. „Da bewegt sich vieles zwischen Mythologie und Geschichtsforschung. Es gibt wenig Bräuche, bei denen man sagen könnte, die gibt es seit 1000 Jahren.“ Einen einfachen, gemeinsamen Kern gebe es immerhin. „Der Wechsel der Jahreszeiten und das Phänomen der Wintersonnenwende wurden von den Menschen schon immer gefeiert.“ Dahinter steckte die Hoffnung auf ein Ende des Winters, wärmeres Wetter, eine gute Ernte, Glück und Fruchtbarkeit im neuen Jahr. In agrarischen Gesellschaften seien dies die bestimmenden Momente im Leben der Menschen gewesen. So ließen sich auch heute noch gebräuchliche Symbole wie Glücksschweinchen, Marienkäfer, Kleeblatt, Schornsteinfeger und vieles mehr erklären, sagte Kaschuba. „Der Schornsteinfeger zum Beispiel symbolisierte einen rauchenden Ofen und eine warme Stube, Kleeblatt und Marienkäfer standen für das Frühjahr.“ Feuerwerke seien eine vergleichsweise neue Erscheinung. Sie kamen erst mit der Verbreitung des Schießpulvers auf höfischen Festen des Adels im 17. Jahrhundert in Mode. Das Bürgertum übernahm später diesen Brauch.

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